Es muss schon ein Sahnetag her
Die MT Melsungen will mit einem Sieg gegen die Meister der Rhein-Neckar Löwen das Titelrennen in der Handball-Bundesliga spannend machen
Die Rolle des »Löwen-Jägers« im Meisterrennen der Handball-Bundesliga weist Michael Roth weit von sich. »Das ist aberwitzig. Wir sind soweit von der deutschen Meisterschaft entfernt, wie man nur sein kann«, behauptet der Trainer der MT Melsungen vor dem Duell mit dem großen Titelfavoriten Rhein-Neckar Löwen. Einen Coup gegen den Champion an diesem Donnerstag hält Roth dann aber doch für möglich: »Warum nicht. Wir spielen zu Hause, haben eine Heimstärke entwickelt. Wenn wir einen guten Tag erwischen, ist es hier für jeden schwer.« Das mussten in dieser Saison schon die Spitzenteams aus Kiel, Hannover und Magdeburg erfahren. Allerdings weiß der 55-Jährige, wie schwer das Vorhaben gegen eines der derzeit besten Teams Europas ist. »Da muss bei uns alles passen. Aber wir gehen selbstbewusst in die Partie«, sagt Roth.
Dank der hochkarätigen Verpflichtungen - im Sommer kamen die Europameister Finn Lemke, Julius Kühn und Tobias Reichmann, der dänische Mittelmann Lasse Mikkelsen sowie Montenegros Nationaltorwart Nebojsa Simic - waren die Hessen vor der Saison von vielen Experten als Mitfavorit auf die Meisterschaft gehandelt worden. Soweit sieht Roth sein Team noch lange nicht. »Wir sind stark und haben selbst hohe Ziele«, erklärt er. »Aber wir haben wahnsinnige Konkurrenz um uns herum und genug damit zu tun, die alle in Schach zu halten.« Zumal das Team vom Verletzungspech verfolgt wird. Mit den Müller-Zwillingen und Timm Schneider fielen drei Stammkräfte wochenlang aus. Kreisläufer Marino Maric wird wegen eines Syndesmosebandanrisses erst 2018 wieder spielen können. »Das sind Dinge, die dich nicht dahin bringen, wo du hin willst«, sagt Roth. »Der Leistungsstand ist noch nicht so, wie ich mir das vorstelle.«
Dennoch liegt der Tabellenfünfte mit acht Siegen, einem Remis und drei Niederlagen im Soll. Lediglich bei der Auftaktniederlage in Stuttgart, wo die Spieler nach Roths Meinung am Erwartungsdruck scheiterten, blieb die Mannschaft weit unter ihren Möglichkeiten.
Gegen die Rhein-Neckar Löwen, die in dieser Saison erst ein Bundesligaspiel verloren haben, erhofft sich Roth einen Sahnetag. »Die haben schon zu lange nicht mehr verloren«, sagt der 55-Jährige. Ob er dabei auf Reichmann zurückgreifen kann, ist fraglich. Der Rechtsaußen laboriert an einer Zerrung in der Wade. »Es sieht nicht gut aus«, so Roth.
Mit einem Erfolg würde Melsungen das Titelrennen wieder spannender machen. Abwehrchef Lemke sieht den Druck dennoch beim Gegner: »Das wird ein einfaches Spiel für uns, denn die Löwen spielen derzeit den besten Handball in Europa. Sie sind der Favorit.« dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.