»Zivilgesellschaftliches Engagement stärken«
Seit 15 Jahren kämpft das Netzwerk Licht-Blicke gegen rechte Umtriebe im Weitlingkiez - mit Erfolg
Der Weitlingkiez im Bezirk Lichtenberg war lange Jahre fest in rechtsextremen Händen. 2006 geriet das Viertel südlich vom S-Bahnhof Lichtenberg mit den Überfällen auf die damaligen PDS-Politiker Giyasettin Sayan und Kirill Jermak in die Schlagzeilen. In den 2000er Jahren wurden mehrere antifaschistische Bündnisse und Programme initiiert, um den rechten Strukturen etwas entgegenzusetzen. 2002 wurde die Fach- und Netzwerkstelle Licht-Blicke »für ein offenes und solidarisches Gemeinwesen in Lichtenberg« gegründet. 2006 starteten antifaschistische Gruppen die Kampagne »Hol dir den Kiez zurück - Lichtenberg gegen Rechts«.
Am Freitag feiert die Netzwerkstelle Licht-Blicke ihren 15. Geburtstag. Und kann dabei auf Erfolge zurückschauen, sagt Projektleiterin Annika Eckel dem »nd«: »Dank der Kampagnen gibt es seit 2014 kein massives Auftreten der rechten Szene mehr im Kiez. Das bewirkt auch ein zunehmendes Sicherheitsgefühl der Bewohner.«
Schon vor der Wende war der Weitlingkiez Treffpunkt der Neonazi-Szene in Ostberlin. Nach der Gründung der Nazi-Organisation und Partei »Nationale Alternative« besetzten deren Mitglieder eine Reihe von Häusern in der Weitlingstraße. Im März 1990 bot die Kommunale Wohnungsverwaltung Lichtenberg der Nationalen Alternative ein legales Mietverhältnis an. Die eröffnete dort eine Parteizentrale. Noch im gleichen Jahr wurde sie aber von der Polizei geräumt, nachdem dort Waffen und verbotenes rechtes Propagandamaterial gefunden worden war.
Schon in den 90er Jahren demonstrierten antifaschistische Gruppen immer wieder gegen die rechten Strukturen im Kiez. Anfang der 2000er Jahre führte der Kampf gegen Rechts zur Gründung der Netzwerkstelle Licht-Blicke. Ab 2007 wurde sie staatlich über das Programm »Vielfalt tut gut - Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie« vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Auch das soll am Freitag gefeiert werden.
Seit 2015 erhält die Netzwerkstelle Bundesförderung über das Programm »Demokratie leben!«. Ziel ist die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements.
Annika Eckel, Projektleiterin und Koordination der Partnerschaft für Demokratie Lichtenberg, sagte dem »nd«, die antifaschistische Arbeit im Kiez hätten dazu beigetragen, dass letztlich auch staatliche Mittel für den Kampf gegen Rechts zur Verfügung gestellt worden seien. Mit der Kampagne »Hol dir den Kiez zurück - Lichtenberg gegen Rechts« organisierten antifaschistische Gruppen vermehrt Demonstrationen, Kundgebungen, Infostände und Veranstaltungen im Weitlingkiez, um auf die rechtsextremen Strukturen im Viertel aufmerksam zu machten. Auch die Silvio-Meier-Demonstration wurde nach Lichtenberg verlegt. Der linke Aktivist und Hausbesetzer Silvio Meier war 1992 von Neonazis am U-Bahnhof Samariterstraße von Neonazis getötet worden.
Die Aktionen führten dazu, dass rechte Kneipen und Vereine im Kiez dichtgemacht wurden. Dadurch, so Annika Eckel, habe die rechte Szene in den vergangenen Jahren in der Gegend an Einfluss verloren. Damit das so bleibt, organisiert Licht-Blicke auch weiterhin politische und kulturelle Veranstaltungen.
15 Jahre Licht-Blicke in Lichtenberg. 17. November, 16.30 Uhr, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Lichtenberg, Heinrichstraße 31.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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