Reparieren statt wegwerfen

Umweltbundesamt fordert steuerliche Begünstigungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Kritik an der zunehmend kurzen Lebensdauer von Produkten wächst. Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt (UBA) und der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) fordern ein Ende der Wegwerfmentalität und mehr Anreize, defekte Produkte reparieren zu lassen. Heute gingen doppelt so viele Elektrogeräte im ersten Jahr kaputt wie vor zehn Jahren, kritisierte Umweltstaatssekretär Florian Pronold (SPD) am Montag in Berlin zum Auftakt der 8. Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Gleichzeitig werde es immer schwerer, kaputte Produkte reparieren zu lassen. »Bewusstseinsänderung« und »Vorgaben machen« sind für Pronold dabei zwei Ansatzpunkte, gegenzusteuern.

Konkreter wird das Umweltbundesamt mit einer Sieben-Punkte-Strategie gegen Obsoleszenz, die verkürzte Lebensdauer von Produkten. Darin werden steuerliche Instrumente wie ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz auf Reparaturdienstleistungen und die Möglichkeit, Reparaturen von Geräten auch außerhalb des Haushalts steuerlich absetzbar zu machen, vorgeschlagen. Auch regt die Behörde mehr reparaturfreundliches Produktdesign, verpflichtende Garantieangaben sowie Angaben zu Reparierbarkeit, Reparaturservices und Verfügbarkeit von Ersatzteilen beispielsweise bei Elektronikgeräten an.

»Wir müssen Wege finden, die Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten zu verlängern«, sagte UBA-Expertin Bettina Rechenberg. Bei der Herstellung von neuen Produkten würden wertvolle, nur begrenzt verfügbare Rohstoffe verbraucht. Zudem würden durch die kurze Lebensdauer der Geräte die Abfallberge weiter wachsen. Ein Beispiel für Ressourcenverschwendung ist laut UBA das neue iPhone, wo nicht mal die Glasscheibe über dem Display ausgetauscht werden könne.

Der Stadtwerkeverband VKU fordert die Einführung eines Labels für die Reparaturfreundlichkeit von Produkten ähnlich der Energie-Ampel. »Hier muss sich was ändern«, sagte Vizechef Patrick Hasenkamp. Notfalls müssten die Hersteller auf EU-Ebene dazu gesetzlich verpflichtet werden. Abfallvermeidung sei ein Aspekt der ökologischen Daseinsvorsorge, betonte Hasenkamp. Allein in Deutschland fielen pro Kopf und Jahr rund 618 Kilogramm Abfall an - gut doppelt so viel wie in Polen, Estland oder der Slowakei. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.