Hertha liegt »hinter dem Plan«
In Bilbao droht das nächste Saisonziel zu platzen, auch der Stadionpoker geht weiter
In der emotionalen Debatte um ein neues Stadion ging die Mahnung von Michael Preetz bei den Mitgliedern von Hertha BSC fast unter. »Mit 14 Punkten nach zwölf Spielen haben wir immer noch alle Möglichkeiten - aber natürlich in beide Richtungen«, erklärte der Manager in der Messehalle 17. »Wir liegen aktuell in der Liga hinter unserem Plan. Aber wir sind auch nur zwei Punkte hinter einer Top-10-Platzierung, die wir uns zum Ziel gesetzt haben.«
Vom ersten Saisonziel Pokalfinale habe sich Hertha schon verabschieden müssen, sagte Preetz und erntete auf der Versammlung nun ein leises kollektives Lachen der Zuhörer. Auch in der Europa League gibt es eine »gemischte Bilanz«, bemerkte Preetz vor der Partie am Donnerstag bei Athletic Bilbao »Um weiterzukommen, werden wir vermutlich die beiden letzten Gruppenspiele gewinnen müssen.« Der Hauptstadtklub liegt in Gruppe J mit nur vier Punkten auf dem letzten Platz. Auf den vorderen Rängen stehen die Außenseiter Östersund (7) und Luhansk (6) vor Bilbao (5).
»Es ist eine schwere Aufgabe. Bilbao ist eine gute Mannschaft, die auch gewinnen muss«, meinte Berlins Mittelfeldspieler Per Skjelbred. »Ich habe ein gutes Gefühl«, sagte Trainer Pal Dardai dennoch. Der Ungar fordert von seinem Personal, »den gleichen Einsatz wie am Wochenende und gute Mentalität zu zeigen«. Hertha hatte gegen Borussia Mönchengladbach zwar mit 2:4 verloren, nach dem 0:3-Rückstand aber ein engagiertes Spiel geliefert.
Nach dem Flug am Mittwoch erwartet die Berliner im Baskenland nochmals ein Hauch von Spätsommer mit Temperaturen von bis zu 20 Grad. »Wir haben wohl einen Fehler bei der Organisation gemacht. Am besten hätten wir schon jetzt nach Bilbao fliegen müssen. Dann hätten wir dort trainieren und ein wenig Sonne tanken können«, scherzte Dardai schon zu Wochenbeginn. Neben Vladimir Darida, der sich einer Kniearthroskopie unterziehen muss, fehlen weiter auch Niklas Stark (Wadenblessur) und Valentin Stocker (Meniskus-OP).
Die lange Vereinsversammlung hatten Dardai und sein Team schon nach einer knappen Stunde wieder verlassen. Erst danach war es hektisch geworden. Nur 776 von 1285 Mitgliedern hatten für eine Satzungsänderung gestimmt, mit der Berlin als einzig möglicher Heimspielort für alle Hertha-Mannschaften verankert werden sollte. Damit wurde die nötige Dreiviertelmehrheit verfehlt.
Das Präsidium erneuerte jedoch sein Versprechen, nicht gegen die Fans entscheiden zu wollen. So ist eine Variante, die neue reine Fußballarena bis 2025 im Brandenburg-Park in Ludwigsfelde zu errichten, eigentlich vom Tisch. Hertha fehlt damit in den laufenden Verhandlungen mit dem Land Berlin als Eigentümer des Olympiastadions nun auch ein Druckmittel, um ein eigenes Stadionprojekt im Olympiapark durchzusetzen. Präsidiumsmitglied Ingmar Pering bezeichnete die Brandenburg-Variante offen als »Alternativkulisse« für den Senat. Der Poker geht weiter. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.