IG Metall-Chef macht Siemens eine Kampfansage

Beschäftigte protestieren mit Autokorso gegen geplante Einschnitte / Tausende zu Kundgebung in Berlin erwartet

  • Lesedauer: 3 Min.

München. Angesichts der geplanten Stellenstreichungen und Standortschließungen bei Siemens hat IG Metall-Chef Jörg Hofmann dem Konzern eine Kampfansage gemacht. Seine Gewerkschaft werde »nun ordentlich Krawall machen«, sagte Hofmann der »Süddeutschen Zeitung« (Donnerstagsausgabe). »Wir werden die Beschäftigten ganz bestimmt nicht alleine ihrem Schicksal überlassen.« Zu Streiks bei dem Konzern wollte Hofmann sich nicht konkret äußern. »Streik bleibt immer das letzte Mittel«, sagte der Gewerkschaftschef der »SZ«. Er forderte Siemens auf, über Investitionen Jobs zu schaffen.

Siemens hatte in der vergangenen Woche angekündigt, in den kommenden Jahren in Deutschland 3300 Stellen zu streichen. Die Standorte Leipzig und Görlitz sollen ganz geschlossen werden. Für Donnerstagmorgen ist in Berlin eine Großkundgebung gegen die Pläne geplant. Als Gastredner wird unter anderem SPD-Chef Martin Schulz erwartet. Zu der Kundgebung am Tagungshotel der jährlichen Siemens-Betriebsräteversammlung in Neukölln erwartet die Gewerkschaft 2000 Teilnehmer aus ganz Deutschland.

Der Aktionstag startete am frühen Donnerstagmorgen mit einem Autokorso durch die Berliner Innenstadt. Der Autokorso sei um 6.15 Uhr am Dynamowerk im Bezirk Spandau gestartet, sagte Klaus Abel, der Erste Bevollmächtigte der IGMetall Berlin am Donnerstagmorgen. Rund 200 Fahrzeuge, geschmückt mit Transparenten und IG Metall-Fahnen, folgten hupend einem Motivwagen, der Siemens-Chef Joe Kaeser zeige. Die Verkehrsinformationszentrale Berlin sprach auf Twitter von 100 Fahrzeugen.

Hofmann äußerte sich in dem Interview auch zur Tarifrunde für die knapp vier Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Obwohl die Verhandlungen erst begonnen haben und die Friedenspflicht noch bis Ende Dezember läuft, räumte er ein, dass seine Gewerkschaft bereits Warnstreiks plane. »Das gibt's natürlich«, sagte er der »SZ«. Dies sei kein Ritual, »sondern wir brauchen den Druck. Der wirkt bei der Auftragslage.«

Die IG Metall verlangt sechs Prozent mehr Geld und die Möglichkeit für die Beschäftigten, für maximal zwei Jahre ihre wöchentliche Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden pro Woche zu reduzieren. Handelt es sich dabei um Schichtarbeiter oder wollen die Arbeitnehmer sich in der gewonnenen Zeit um Kinder oder kranke Eltern kümmern, sollen die Arbeitgeber ihnen den Lohnausfall zum Teil ersetzen.

Das lehnen diese vehement ab und begründen dies nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit einem daraus entstehenden Arbeitskräftemangel. Hofmann sagte, umso verwunderlicher sei es, dass die Arbeitgeber weniger ausbildeten als früher. Außerdem seien nur 20 Prozent der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie Frauen. »Warum überlegen die Firmen nicht, wie sie für die attraktiver werden?«, mahnte der Gewerkschaftschef. Dies gehe »am besten, indem sie über attraktive Arbeitszeiten nachdenken«. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!