»Die Spiele werden friedlich«
Südkoreas Botschafter Lee Kyung-soo ist überzeugt, dass Olympia in Pyeongchang sicher sein wird
Herr Botschafter, wie weit sind die Vorbereitungen in Pyeongchang?
Das Organisationskomitee und die koreanische Regierung setzen alles daran, dass dies die erfolgreichsten Spiele werden und die Feierlichkeiten bald beginnen können. Alle Sportstätten in Pyeongchang, Jeongseon und Gangneung sind bereit, die besten Athleten aus aller Welt zu den Olympischen und Paralympischen Spielen zu begrüßen. Die Olympische Flamme kam am 1. November an und reist gerade 101 Tage lang durchs Land. Sie wird übrigens von 7500 Freiwilligen genau 2018 Kilometer weit getragen.
Wie groß ist denn die Vorfreude im Land? Man hört, nicht einmal die Hälfte aller Tickets wären verkauft.
Das ist typisch. Es sind jetzt etwa 40 Prozent online abgesetzt. Ich bin mir aber sicher, dass die Ränge in den Stadien sein voll werden.
Südkoreaner fiebern vor allem den Shorttrack-Wettbewerben entgegen, doch wie sieht es mit Biathlon oder der Nordischen Kombination aus, wo es keine bekannten Sportler aus ihrem Land gibt?
Es stimmt, wir sind besonders gut im Eisschnelllauf. Aber wenn man die Olympischen Spiele ausrichtet, steigt das Interesse über die eigenen Stärken hinaus an. Wir entwickeln neue Gebiete für den Wintersport. Das ist eine Chance für uns und ganz Asien.
Viele internationale Beobachter machen sich derweil wegen des innerkoreanischen Konflikts Sorgen. Können Sie die entkräften?
Schon die Sommerspiele 1988 in Seoul, die Fußball-WM 2002 und viele weitere große Sportevents wurden erfolgreich in Südkorea veranstaltet. Daher sind wir auch sehr zuversichtlich, dass die Weltgemeinschaft nun die besten Winterspiele in der sichersten Umgebung genießen wird. Am 13. November hat die UNO zudem einstimmig eine Resolution verabschiedet, nach der alle kriegerischen Handlungen weltweit während der Spiele gestoppt werden sollen. Der olympische Waffenstillstand beginnt sieben Tage vor Olympia und endet sieben Tage nach dem Ende der Spiele.
Sie sind ein erfahrener Politiker. Ist der Olympische Frieden nicht nur ein symbolischer Akt oder glauben Sie wirklich, dass sich irgendeine Kriegspartei daran halten und die Waffen ruhen lassen wird?
Es ist natürlich eine gängige Praxis, etwa alle zwei Jahre immer zu den Sommer- und Winterspielen eine solche Resolution zu verabschieden. Trotzdem hat sie nicht nur symbolischen Charakter. Wenn jemand die Resolution missachtet und damit dieses Festival des Friedens stört, geschieht das dann gegen alle Interessen der internationalen Gemeinschaft. Ich denke, kein normaler Mensch würde gern den Zorn dieser Gemeinschaft auf sich richten. Die Spiele von Pyeongchang werden eine friedliche und harmonische Veranstaltung sein.
Was macht Sie so optimistisch? Sie können doch kaum kontrollieren, wie scharf Kim Jong Un und Donald Trump einander in den nächsten Monaten provozieren werden?
Südkorea genießt derzeit die höchsten Bonitätsstufen der internationalen Ratingagenturen. Unsere Exportzahlen sind auf Rekordniveau, unser Wirtschaftswachstum wird vermutlich an der Dreiprozentmarke kratzen. All diese Faktoren zeigen die Sicherheit in der Bevölkerung.
Sie sprechen von ökonomischer Sicherheit.
Ja, aber die ist auch ein guter Indikator für politische Sicherheit. Ohne eine stabile politische Situation gäbe es keine solch positive Lage.
Sie glauben also, Nordkoreas Führung wird die Spiele, die sicherlich auch dazu dienen werden, Ihr Land in den schönsten Farben zu präsentieren, einfach unkommentiert geschehen lässt?
Wir haben zumindest keinerlei Signale aus Nordkorea erhalten, die auf Provokationen schließen lassen. Das ist sicher auch der starken militärischen Positionierung geschuldet, die die internationale Gemeinschaft und meine Regierung eingenommen haben. Zudem ist die Welt vereint in der Kritik gegenüber allen Provokationen aus Nordkorea. Natürlich sind wir aber weiter an einer friedlichen Lösung des Konflikts interessiert. Daher wäre Südkoreas Regierung sehr glücklich, eine nordkoreanische Delegation willkommen zu heißen. Mit dem IOC zusammen versuchen wir alles, um die Teilnahme nordkoreanischer Athleten zu ermöglichen. Es war ermutigend, dass sich vor Kurzem in Oberstdorf ein nordkoreanisches Paarlaufpaar im Eiskunstlauf qualifizieren konnte.
Haben Sie denn schon Signale erhalten, ob das Paar anreisen wird?
Bisher wurde das noch nicht bestätigt. Aber von uns aus dürfen sie kommen. Ich hoffe, dass Nordkorea sich dazu entscheidet, mit uns gemeinsam dieses Fest zu feiern.
Wird es in diesem Fall vielleicht sogar politische Gespräche zwischen Vertretern beider Nationen geben?
Bisher ist das nicht geplant. Aber wenn sie kommen, wäre es eine gute Gelegenheit, die Spannungen abzubauen. Die Olympischen Spiele sind die Chance für den Frieden.
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