- Politik
- Rechtsradikale in Sachsen
Freitaler LINKE-Stadtrat verlässt aus Angst Sachsen
Politiker fühlt sich »permanent von Rechten umgeben« / Umzug nach Bayern geplant
Dresden. Der Freitaler LINKE-Stadtrat Michael Richter, auf dessen Auto Rechtsradikale im Juli 2015 einen Anschlag verübt hatten, zieht aus Sachsen weg. »Jetzt ziehe ich die letzte Konsequenz – indem ich im Dezember Freital verlasse und in Bayern neu anfange«, sagte der Lokalpolitiker im Interview von »Spiegel Online«. Auf die Frage, ob die Angst vor weiteren Angriffen so groß gewesen sei, antwortete Richter: »Absolut. Ich hatte ja schon die Stundenzahl bei meinem Arbeitgeber erhöht, um nicht mehr so viel Zeit in Freital zu verbringen.« Er sei schon jetzt nur noch selten dort, weil er sich »permanent von Rechten umgeben fühle«.
Für den Sprengstoffanschlag auf das Auto des LINKE-Politikers sowie für weitere Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und politische Gegner im Jahr 2015 in Freital und Dresden wird die »Gruppe Freital« verantwortlich gemacht. Sieben Männer und eine Frau im Alter zwischen 20 und 39 Jahren stehen deshalb seit vergangenem März in Dresden vor Gericht. Ihnen werden Bildung einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord und die Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen vorgeworfen.
Die Tatsache, dass die mutmaßlichen Täter von damals inzwischen gefasst seien und in Untersuchungshaft säßen, bedeute nicht viel, sagte Richter in dem Interview. »Das ändert nichts am politischen Klima. (...) Für den Oberbürgermeister gibt es nach wie vor kein Problem mit Rechtsextremisten in Freital, ein kleiner Teil der Bevölkerung verharmlost oder befürwortet sogar die Taten der ‘Gruppe Freital’. Und deren Unterstützernetzwerk existiert ja weiterhin.«
Sein Mandat im Kreistag übernehme der einzige Kollege, der dazu überhaupt noch bereit gewesen sei, erklärte der Stadtrat. »Es fällt mir nicht leicht, zu gehen - auch, wenn mir der Weggang durch eine etwas bessere Bezahlung im neuen Job versüßt wird«, so Richter. »Auf jeden Fall möchte ich auch in Bayern politisch aktiv bleiben.« dpa/nd
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