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Gastspiel der bayerischen Tiroler
Die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching sind trotz Niederlage nach ihrem ersten Auftritt beim Meister Berlin Volleys zufrieden
Schon der Name des Gegners, der am Mittwochabend beim deutschen Meister Berlin Volleys aufspielte, verrät die Widersprüchlichkeit, die der Liganeuling für die Konkurrenz bereithält: »Hypo Tirol Alpenvolleys Haching« - Tiroler aus dem Münchener Autobahnring, die seit neuestem in der Volleyball-Bundesliga mitspielen - dank Wildcard und Dreijahreslizenz.
Das Team ist ein Zusammenschluss aus Österreichs Meister Hypo Tirol Innsbruck und dem ehemaligen Pokalsieger TSV Unterhaching, der 2014 die 1. Liga nach 14 Jahren wegen Geldmangels verlassen hatte. Den Tirolern war vor allem die Motivation in Austrias höchster Spielklasse abhanden gekommen: Sechs Titelgewinne hatte es in Folge gegeben, vier Jahre lang war die Mannschaft dabei zuletzt unbesiegt geblieben.
Die Chance zum Wechsel in die deutsche Eliteliga ergriffen die Innsbrucker mit Begeisterung, doch zeitlich war es schwierig: Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthale, Österreichs Rekordnationalspieler und zudem Bauunternehmer, hatte nur sieben Wochen Zeit, ein Team für Deutschlands Topliga zusammenzustellen - weswegen neben vier Brasilianern und zwei Slowaken jeweils ein Tscheche, Pole, Belgier, Kanadier und Bulgare mitspielen. Deutsche? Fehlanzeige. Östereicher? Einer, des Managers Sohn Niklas Kronthaler, 23, der auch schon in Österreichs Landesauswahl aufgelaufen ist.
Kronthaler junior kam aber am Mittwochabend wie in den fünf Spielen zuvor kaum zum Zuge: Ein paar Minuten durfte er Ende des dritten Satzes mal aufs Parkett der Berliner Max-Schmeling-Halle, ansonsten hatten die Legionäre freie Bahn. »Das ist okay, ich freue mich über jede Minute Spielzeit, die ich bekomme«, sagte Kronthaler, bevor er die Heimreise antrat. Der Außenangreifer war trotz der 1:3-Niederlage von Berlin beeindruckt: »Das Drumherum hier ist ein Wahnsinn«, urteilte er. »5500 Zuschauer, das war schon megacool, auch wenn für uns heute mehr dringewesen wäre.«
Tatsächlich hielten die Volleyballer aus Innsbruck/Haching anfangs ziemlich gut dagegen im Duell mit dem kriselnden Meister, der nach einem überraschenden Pokal-Aus gegen Herrsching und zwei Niederlagen in der Liga im letzten Heimspiel des Jahres schon gehörig unter Druck stand. Doch nach einem Wackler im zweiten Satz, den Kapitän Robert Kromm und Co. mit 21:25 abgeben mussten, fing sich die Mannschaft wieder und sicherte mit 25:16 und 25:23 schließlich den Erfolg. »Da sieht man es: Wir müssen anfangen, wieder jeden Sieg zu genießen und wertzuschätzen« sagte Kromm. »Heute war die Freude wieder da, wir haben super gekämpft und die Bälle hinten rausgekratzt.« Von den Gästen aus Innsbruck zeigte sich der Punktegarant der Berliner dennoch beeindruckt: »Die Alpenvolleys haben phasenweise echt gut gespielt«, urteilte Kromm.
Innsbrucks Manager Hannes Kronthaler sagte gegenüber »nd«, er sei »wunderbar zufrieden« mit den ersten Auftritten in der Bundesliga, um gleich anzufügen, dass eigentlich mehr drin gewesen sei: »Wir haben im vierten Satz 8:3 geführt, da haben wir die Chance auf den fünften Satz und damit einen Punkt vergeben.« Dass sein Team perfekt in die Liga passe, sei aber zu sehen.
Kronthaler freut sich auf die kommende Spielzeit, wenn ihm genug Zeit zum Rekrutieren eines passenden Kaders bleibt: »Zur nächsten Saison will ich drei österreicherische Nationalspieler im Team haben und auch drei gute Deutsche, am liebsten einen mit Hachinger Hintergrund.« Dann soll sich auch das Verhältnis der Heimspiele Innsbruck/Haching von 70:30 auf 50:50 angleichen, dem soll dann auch die Herkunft der Sponsoringeinnahmen folgen. »Und in drei Jahren sehen wir dann mal, ob wir in der Bundesliga weitermachen. Ich gehe davon aus, es wird was.«
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