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Kampf um Souveränität

Regierung propagiert Hybridsaatgut, Kleinbauern wollen freie Verfügbarkeit

  • Christine Wiid, INKOTA
  • Lesedauer: 3 Min.

Saatgut ist in Mosambik ein brisantes Thema. Auf der einen Seite stehen Bauernverbände wie die UNAC, mit der die Entwicklungsorganisation INKOTA aus Deutschland seit einigen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. UNAC setzt sich für den Erhalt bäuerlicher Saatgutsysteme ein und macht sich für die Wiedergewinnung, den Nachbau und den Erhalt lokaler Saatgutarten stark.

Vor allem von der Regierung gibt es hingegen Bestrebungen, den Saatgutmarkt zu regulieren und an internationale Normen anzupassen – im Sinne einer »Neuen Grünen Revolution«. Die wurde 2006 von der »Allianz für eine grüne Revolution in Afrika« (AGRA) ausgerufen – gegründet von den wirtschaftsnahen Stiftungen Rockefeller Foundation und Bill & Melinda Gates Foundation. Auch andere internationale Initiativen, wie die Neue Allianz für Ernährungssicherheit der G7/8, nehmen Einfluss auf das Thema Saatgut. Mosambik hat sich deshalb dazu verpflichtet, die Verteilung von frei verfügbarem und nicht modifiziertem Saatgut zu verbieten und Eigentumsrechte für Saatgut zu schaffen.

UNAC hat dem Thema Saatgut vor Kurzem eine Konferenz in der Hauptstadt Maputo gewidmet. Bauern aus allen Provinzen des Landes hatten die Gelegenheit, sich mit Repräsentanten verschiedenster Organisationen und Institutionen zu vernetzen. Während die Zivilgesellschaft gut vertreten war, hat sich die Regierung rar gemacht – der mosambikanische Minister für Land, Umwelt und ländliche Entwicklung hat die Konferenz zwar mit einem Schlusswort beendet – die Anliegen, Sorgen und Nöte der Kleinbauern und -bäuerinnen scheinen ihm jedoch entgangen zu sein. Auch ein geplanter Demonstrationszug der Konferenzteilnehmer vor sein Ministerium wurde in letzter Minute verhindert. Die Polizei hatte den Marsch auf der bereits genehmigten Route untersagt, sodass nur ein kurzer Marsch am Stadtrand möglich war.

Dennoch war die UNAC zufrieden. »Die Konferenz hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Bauern und Bäuerinnen souverän über ihr Saatgut entscheiden können «, erklärt Luis Muchanga, Geschäftsführer der UNAC. Denn ein Verbot lokaler Sorten hätte für die Kleinbauern dramatische Folgen. Das von Regierungsseite propagierte Hybridsaatgut lässt sich nicht nachbauen und muss jedes Jahr neu gekauft werden. In der Theorie soll dieser Nachteil durch den Gewinn, den die Bauern beim Verkauf ihrer Ernte erzielen, wieder wettgemacht werden. »In der Praxis funktioniert das nicht«, sagt Muchanga. »Nur sehr wenigen Bauern gelingt es, einen Gewinn zu erwirtschaften, der es ihnen ermöglicht, zur nächsten Aussaat wieder Saatgut und vielleicht sogar noch Düngemittel und Pestizide zu kaufen.« Die Herausforderungen dagegen sind groß: Oft fehlt es an zuverlässigen Absatzmärkten für die Ernte oder den Bauern und Bäuerinnen fällt es schwer, konstante Mengen und gleichbleibende Qualität zu liefern, da sie wenig bis keine fachliche Unterstützung erhalten. Die Preise, die Abnehmer zahlen, sind zudem oft sehr niedrig. Die Bauern sind aber gezwungen, diese zu akzeptieren, denn fast alle Bauern ernten zur gleichen Zeit, da nur wenige Lagermöglichkeiten haben.

Die lokalen Sorten sind wichtig für die Ernährungssouveränität: Sie sind an das Klima angepasst und resistenter gegen Schädlinge oder Dürren. Außerdem lassen sie sich länger lagern, ohne zu verderben. »Wir wollen die lokalen Sorten und ihre Vorteile wieder sichtbar machen «, sagt Muchanga. Die Unterstützung der Bauern ist UNAC dabei sicher.

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