AfD radikalisiert sich
Rechtsruck im Parteitagssaal, tausendfacher Protest auf der Straße
Berlin. »Deutschland den Deutschen«, hat der AfD-Politiker André Poggenburg vor einiger Zeit gefordert und damit deutlich gemacht, dass alle Nicht-Deutschen, Migranten und Geflüchteten nach seiner Ansicht nicht zur deutschen Gesellschaft gehören sollten. Später erklärte er im Deutschlandfunk, das sei eine »ganz normale Aussage«. Viele Bürgerinnen und Bürger halten die Positionen der AfD hingegen nicht für »ganz normal«. Tausende Menschen demonstrierten am Wochenende in Hannover während des AfD-Parteitags gegen Nationalismus und eine »Festung Europas«. Die Proteste verliefen weitgehend friedlich. Allerdings ging die Polizei mit Wasserwerfern gegen eine Sitzblockade vor.
Auf ihrem Parteitag rückte die AfD weiter nach rechts. Neuer Parteivorsitzender ist Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland. Er führt die AfD gemeinsam mit dem wiedergewählten Jörg Meuthen. Gauland ging ins Rennen, nachdem sich der Berliner Landeschef Georg Pazderski nicht gegen eine Kandidatin des rechten Flügels durchsetzen konnte.
Das Lager um den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke hatte überraschend die kaum bekannte schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein gegen Pazderski ins Rennen geschickt. Sie blieb in beiden Wahlgängen nur knapp unter 50 Prozent. In ihrer Bewerbungsrede schlug sie nationalistische Töne an. Pazderski indes hatte als Ziel ausgegeben, die AfD müsse bereit sein, »in absehbarer Zeit politische Verantwortung zu übernehmen«. In den Vorstand rückten weitere Vertreter des völkischen Flügels auf.
Gauland wurde mit 67,8 Prozent der Stimmen gewählt. Meuthen, der seit 2015 Vorsitzender ist, erhielt 72 Prozent. Er sagte mit Blick auf die turbulente Vorsitzendenwahl: »Das sind ganz normale Sachen, die auf Parteitagen passieren.« AFP/nd Seite 2
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