Haftbefehl gegen Argentiniens Ex-Präsidentin

Cristina Kirchner soll die iranischen Hintermänner eines Attentats geschützt haben / Ex-Präsidentin wirft Macri »politische Verfolgung« vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Buenos Aires. Die argentinische Justiz hat Haftbefehl gegen Ex-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner erlassen. Sie wird wegen mutmaßlicher Behinderung der Ermittlungen und Vaterlandsverrats im Zusammenhang mit einem Attentat gegen das jüdische Gemeindehaus Amia im Jahr 1994 angeklagt, bei dem 85 Menschen starben. Richter Claudio Bonadío ordnete am Donnerstag einen Prozess gegen die ehemalige Staatschefin (2007-2015) an. Der Richter forderte die Aufhebung der parlamentarischen Immunität, die Fernández de Kirchner als Senatsmitglied vor einer Verhaftung schützt.

Kirchner beschuldigte ihren Nachfolger Mauricio Macri, hinter der Strafverfolgung zu stehen, die sie als »politische Verfolgung« bezeichnete. »Macri ist der Dirigent und Bonadío spielt die Richter-Partitur«, erklärte die Ex-Präsidentin auf einer Pressekonferenz im Kongressgebäude. Macris Kabinettschef Marcos Peña wies dies zurück. »Die Argentinier wissen, dass Präsident Mauricio Macri nicht gekommen ist, um die Justiz zu manipulieren«, schrieb Peña auf Facebook.

Nach den Ermittlungen der argentinischen Justiz waren mehrere ehemalige iranische Regierungsmitglieder Drahtzieher des Attentats von 1994. Gegen sie wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen. Die Regierung Cristina Kirchners unterzeichnete 2013 ein Memorandum mit der iranischen Regierung, um die Ermittlungen in den Händen einer internationalen Wahrheitskommission zu lassen. Das Memorandum wurde nie vom Iran ratifiziert.

Der damalige Staatsanwalt Alberto Nisman erhob 2015 wegen dieses Memorandums eine Verschleierungsanklage gegen Kirchner. Wenige Tage später wurde er in seiner Wohnung mit einem Kopfschuss tot aufgefunden. Die Justiz untersucht, ob es sich dabei um Selbstmord oder Mord handelte. Kirchner wies im Oktober in einer Aussage vor Gericht zurück, mit dem Memorandum eine Verschleierung des Attentats angestrebt zu haben.

Bundesrichter Bonadío erließ am Donnerstag auch Haftbefehl gegen den ehemaligen Außenminister Héctor Timerman. Die Anklage gegen Kirchner war zunächst von einem anderen Richter abgewiesen worden, aber von einer Berufungsinstanz wieder aktiviert worden.

Eine Aufhebung der Immunität Kirchners vor einem Urteil erscheint unwahrscheinlich. Dem Ex-Präsidenten und jetzigen Senator Carlos Menem wurde der parlamentarische Schutz trotz zwei Schuldurteilen wegen Waffenschmuggels und illegalen Gehaltszulagen nicht aufgehoben, weil er Berufung vor dem Obersten Gerichtshof eingelegt hatte. dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!