- Politik
- Tarifstreit bei Amazon
Ver.di will Weihnachtsgeschäft stören
Gewerkschaft ruft Amazon-Mitarbeiter in Rheinberg erneut zum Streik auf
Rheinberg. Im Streit um eine Tarifbindung beim Onlinehändler Amazon hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Montag erneut zum Streik aufgerufen. Mit den Arbeitsniederlegungen am Standort Rheinberg solle das Weihnachtsgeschäft des Versandhändlers gestört und Amazon zur Aufnahme von Tarifverhandlungen gezwungen werden, erklärte ver.di.
»Der Konflikt besteht darin, dass Amazon seine Beschäftigten durch überhaupt keinen Tarifvertrag rechtlich absichern will«, kritisierte die ver.di-Fachbereichsleiterin Handel in NRW, Silke Zimmer. »Es kommt nicht darauf an, welche Überschrift der Tarifvertrag hat, sondern dass die Menschen entsprechend ihrer Tätigkeit und Branche bezahlt werden und nicht vom Gutdünken der jeweiligen Unternehmensleitung abhängig sind«, so die Gewerkschafterin.
Im November hatte ver.di die Geschäftsführung der NRW-Standorte von Amazon angeschrieben und zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag aufgefordert. Das Unternehmen habe in einem Antwortschreiben deutlich gemacht, dass es einen solchen Tarifvertrag für »unnötig« halte, erklärte die Gewerkschaft.
Dies sei »erst recht ein Grund weiterzumachen«, kündigte Zimmer am Montag an. »Die Beschäftigten werden einen sehr langen Atem zeigen, um dem Konzern deutlich zu machen, dass Amazon keine tarifvertragsfreie Zone bleiben darf.«
Der Tarifstreit zwischen Amazon und ver.di zieht sich bereits seit Jahren hin. Ver.di will erreichen, dass die Beschäftigten nach dem Tarif im Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Amazon hingegen betont stets, es könne auch ohne Tarifvertrag ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber sein. Das Unternehmen zahle in den Logistikzentren »am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist«, so der Onlinehändler.
Laut Gewerkschaft bekommen die Beschäftigten in NRW jedoch zum Teil mehrere hundert Euro weniger pro Monat als ihnen nach den Tarifverträgen des Einzel- und Versandhandels zustehen würde. Da Amazon auch keine Nachtzuschläge zahlt, würden jedem Schichtdienstmitarbeiter rund 250 Euro brutto mehr pro Monat zustehen. Hinzu käme der Anspruch auf ein festes Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Der Streik soll laut ver.di bis Mittwochabend gegen 23 Uhr fortgesetzt werden. Schon Ende November waren am sogenannten Black Friday mehr als 2000 Amazon-Mitarbeiter an sechs Standorten in einen Streik getreten. Agenturen/nd
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