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Mit Rassismus gegen Rassisten
Künstlerkollektiv ZPS hat angeblich Höckes DNA untersuchen lassen / AfD-Abgeordneter bedroht Künstlerkollektiv
Subtilität ist definitiv keine Stärke des AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner. Am Wochenende veröffentlichte der Thüringer Politiker und Höcke-Unterstützer das Foto einer Machete in sozialen Netzwerken. Darunter schrieb er: »Warten... auf die Antifa oder das Zentrum für Politische Schönheit. [...] Vielleicht können die ’nen Tipp geben, wie ich das Gerät ›künstlerisch‹ gebrauchen kann.« Bereits einen Tag später postete Brandner ein weiteres Bild der Waffe mit einer Anspielung auf besagte Gruppen. Gegenüber Medien erklärte er, das Foto sei keine »Drohung« - sondern eben »Kunst«.
Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) machte dagegen klar, dass es die Botschaft verstanden habe. »Gegenüber dem ZPS fällt der AfD nur Gewalt ein«, hieß es auf Twitter in Reaktion auf Brandners Worte. Auch Journalisten und Politiker zeigten sich empört. »Und so was sitzt im Bundestag - unwürdig!«, sagte Niema Movassat, Bundestagsabgeordneter der LINKEN, zu den Äußerungen des Rechtsaußenpolitikers.
Einzelpersonen und Initiativen riefen angesichts des zunehmenden Drucks zu Solidarität mit dem Künstlerkollektiv auf. Für den 20. Dezember haben Antifaschisten zudem einen Mahngang in Bornhagen sowie eine Besichtigung des dort vom ZPS errichteten Holocaustdenkmals geplant. »Es geht zum einen darum, den Mitwirkenden des ZPS zu zeigen, dass sie nicht alleinstehen, in ihrem Kampf, den Rechtsaußen-Politiker Höcke als Nationalisten, Rassisten und Antisemiten zu enttarnen«, hieß es in dem Aufruf »Kunstfreiheit im Höcke-Dorf«. Zum anderen wolle man den »besorgten Dorfbewohnern« nicht das Feld überlassen. Angriffe auf das Mahnmal und die Fahrzeuge des ZPS hätten eine »rote Haltelinie« überschritten.
Rund drei Wochen nach dem Aufbau von Gedenkstelen vor dem Haus des thüringischen AfD-Chefs hatte das umstrittene Künstlerkollektiv jüngst einen neuen Teil seiner umfangreichen Aktion öffentlich gemacht: Das ZPS erklärte, dass es heimlich einen DNA-Test bei Höcke gemacht habe, um seine »völkische Abstammung« zu überprüfen. Ein Labor in Österreich hätte die Daten ausgewertet. Das vermeintliche Ergebnis: der rechtsradikale Politiker sei »ausgewanderter Portugiese« und damit kein »Abstammungsdeutscher«. Aus einem angeblichen Gutachten zitierten die Künstler: »Die Datenbank-Suche mit allen 16 DNA-Markern hat vier Treffer ergeben, die allesamt der europäischen Population zuzuordnen sind. Der Treffer in der gemischten Bevölkerung Brasiliens kann als ausgewanderter Portugiese interpretiert werden. Somit wären zwei der Treffer ethnisch in Portugal anzusiedeln, einer in Frankreich, und einer in Nordpolen.« Das Fazit: Für den »völkischen Rassismus in Deutschland« sei Höcke nicht länger redeberechtigt.
Woher die vermeintliche DNA-Probe stammte, ließen die Aktionskünstler offen. Auf Twitter verwiesen sie scherzhaft auf »Bernstein«. Bereits bei der inszenierten Überwachung von Höckes Grundstück hatten sie zuvor angegeben, den Müll des Politikers durchsucht zu haben. Normalerweise braucht man in Deutschland die Genehmigung der Person, deren DNA analysiert werden soll. Ein Handeln ohne Einwilligung kann mit einer Geldstrafe geahndet werden.
Der neueste Part der offensichtlich umfassend gegen Höcke gerichteten Kampagne des ZPS stieß diesmal speziell auch unter linken Aktivisten und Politikern auf verstärkte Kritik. »Mir ist es im übrigen scheißegal, welche genetische Herkunft ein Nazi hat. Und Abstammungstests sind alles andere als ein emanzipatorischer Umgang mit deren mörderischen Ideologie«, schrieb etwa Katharina König-Preuss, thüringische Landtagsabgeordnete der Linkspartei und Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss. »Einen Nazi mittels Gentest als der ›deutsche Rasse‹ nicht zugehörig zu ›entlarven‹ ist eine rassistische Methode. Warum nicht gleich Ariernachweis?«, fragte auch die Aktivistin Jutta Ditfurth.
Für Philipp Ruch, den künstlerischen Leiter des ZPS, kommt diese Kritik nicht überraschend. »Wir wenden die Maßstäbe des neuen politischen Rassismus in Deutschland konsequent auf Höcke an«, sagt der Aktionskünstler dem »Göttinger Tageblatt«. »Dass das ganz links nicht ungeteilte Freude hervorruft, war uns klar.« Das Künstlerkollektiv hatte breites zu Beginn seiner Inszenierung erklärt, gegen »Nazis« nur »Nazimethoden« anzuwenden.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich in den kommenden Wochen noch weitere Aktionen des ZPS mit dem Schaffen von Höcke auseinandersetzen werden. An seine Skeptiker richtete das Kollektiv bereits trocken: »Wir haben jetzt eine ganz ganz schlechte Nachricht: Kunst ist nicht politisch korrekt!«
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