Werbung

Arbeitslosengeld dann bar im Supermarkt

Bundesagentur für Arbeit ändert Auszahlungsmodalitäten ab zweitem Quartal 2018

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verbannt das Bargeld aus allen Jobcentern und Arbeitsagenturen. Leistungen wie das Arbeitslosengeld können künftig stattdessen bar an Kassen von Supermärkten und Drogerien ausgezahlt werden, unter anderem bei Rewe, Penny, Real, dm und Rossmann. »Ziel ist die flächenweite Einführung der neuen Lösung bis Ende 2018«, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Die Umstellung soll im zweiten Quartal 2018 starten.

»Das Verfahren ist für Menschen, die in Not sind und kurzfristig einen Barbetrag benötigen«, so die BA. Dies betrifft vor allem Menschen, die kein Bankkonto besitzen oder einen Vorschuss benötigen. Barauszahlungen sind beispielsweise auch nötig, wenn Leistungsberechtigte an einem Freitag Bargeld benötigen und eine Überweisung entsprechend nicht mehr ankomme. Auch viele Obdachlose hätten kein eigenes Konto und seien auf die Barauszahlungen angewiesen.

Der BA zufolge wird aber weiterhin der mit Abstand größte Teil des Arbeitslosengeldes per Überweisungen an Betroffene geleitet. Auch die von den Jobcentern ausgegebenen Barschecks blieben erhalten.

Kassenautomaten in den Jobcentern abgeschafft

Bislang standen 309 Kassenautomaten in den Jobcentern und Arbeitsagenturen. 400 000 Bar-Transaktionen im Wert von 120 Millionen Euro wurden dort im Vorjahr abgewickelt. Die Automaten sollen nun aus Kostengründen abgebaut werden. Der Unterhalt der Maschinen kostete die Bundesagentur nach eigenen Angaben acht Euro pro Transaktion, im Vorjahr also 3,2 Millionen Euro. Die Kosten der neuen Lösung »werden geringer sein«, erklärte die BA-Sprecherin, ohne eine Höhe zu nennen.

Künftig mit Barcodezettel an der Supermarktkasse

Damit Arbeitslose bei den Händlern Geld bekommen, müssen sie einen Zettel mit einem Barcode vorlegen. Dieser wird an der Kasse eingescannt und der angezeigte Betrag sofort ausgezahlt. Die Auszahlung erfolge unkompliziert, ohne Wartezeit und diskriminierungsfrei im normalen Lebensumfeld des Kunden, so die BA.

Die Gefahr, dass der Barcodezettel die Geldabholer im Supermarkt als Arbeitslose outet, bestehe nicht, so die BA. Das Logo der Arbeitsagentur werde dort nicht zu finden sein.

Den Zuschlag für die neue Art der Bargeldauszahlung erhielt das Berliner Unternehmen Cash Payment Solutions mit der Marke Barzahlen.de. Der Zahlungsdienstleister verfügt über ein bundesweites Händlernetz, dem 8500 Filialen angeschlossen sind. Dort können Kunden schon heute Online-Einkäufe und Stromrechnungen bar an der Ladenkasse bezahlen. Einige Banken bieten die Kassen ihren Kunden als Alternative zum Geldautomaten an.

Indiskretes Verfahren?

Experten sehen im neuen Auszahlungsmodell »ein denkbar indiskretes Verfahren«. Absolute Diskretion müsse gewährleistet sein, um jede Stigmatisierung auszuschließen. Eine Stigmatisierung der Betroffenen solle nach Angaben der BA dadurch vermieden werden, dass die zur Auszahlung gewählten Barcodezettel neutral gedruckt würden. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.