Ein Sieg mit klarer Botschaft

Beim 37:23 wehren die Rhein-Neckar Löwen den Angriff der Berliner Handballer auf ihre Führungsrolle deutlich ab

  • Michael Wilkening, Mannheim
  • Lesedauer: 3 Min.

Bob Hanning hatte wohl eine Vorahnung. Der Geschäftsführer der Berliner Füchse hatte die Reise nach Mannheim nicht mitgemacht und sich nur mit einem Tablet ausgerüstet in ein nettes Lokal in Berlin zurückgezogen, wo er sich das Spiel seiner Füchse bei den Rhein-Neckar Löwen anschauen wollte. So hatte der starke Mann des bisherigen Tabellenführers die Möglichkeit, den Livestream abzuschalten, als der aktuelle Meister und neue Spitzenreiter der Handball-Bundesliga über seine Mannschaft beim 37:23-Sieg hinwegfegte.

Große Mannschaften sind nicht nur deshalb erfolgreich, weil sie herausragende Spieler in ihren Reihen haben, sondern weil sie in der Lage sind, mit ihren Auftritten Botschaften auszusenden. So etwas gelang den Rhein-Neckar Löwen mit dem Kantersieg gegen die Füchse, die sich schwer geschlagen auf die Rückreise in die Hauptstadt machen mussten. Ende November, als die Löwen während einer Serie von neun Auswärtspartien hintereinander geschwächt waren und in Melsungen und Göppingen verloren, hatte es den Anschein, als ob die Berliner es mit ihnen aufnehmen könnten. Doch im direkten Duell zeigte der Meister dem Emporkömmling die Grenzen auf. Mit dieser einstündigen Abreibung sorgten die Löwen dafür, dass es der forsche Herausforderer sobald nicht mehr wagen wird, die Führungsrolle in Frage zu stellen.

»Manchmal klappt bei einer Mannschaft alles und bei der anderen fast nichts«, sagte Andy Schmid. Der Kapitän der Löwen, der sein Team in der Offensive mit Leichtigkeit angeführt hatte, verzichtete darauf, mit markigen Worten den Führungsanspruch der Mannheimer herauszustellen. Das musste der geniale Spielmacher auch gar nicht, auf dem Feld hatten die Löwen schließlich deutlich genug gesprochen. Die Badener hatten den Hauptstadtklub förmlich überrollt, so wie es jahrelang der THW Kiel mit ihnen selbst gemacht hatte.

»Natürlich waren wir besonders motiviert«, gab Hendrik Pekeler zu. Der Nationalspieler war ein Garant für den Erfolg, an dem es von der ersten Minute an keinen Zweifel gab. Die Löwen waren aggressiv in der Abwehr, schnell auf den Beinen und dominierten ihren Gegner damit auf ganzer Linie. Gegenstoß auf Gegenstoß rollte in Richtung des Berliner Tores, wo Nationaltorhüter Silvio Heinevetter an der Höhe der Niederlage nichts ändern konnte. »Das war vor allem in der ersten Halbzeit nahe an der Perfektion«, erklärte Oliver Roggisch. Der Sportliche Leiter der Löwen kennt als Abwehrchef der Weltmeistermannschaft von 2007 die Wichtigkeit von Botschaften und wirkte erleichtert, dass seine Spieler im Dezember die Energie zurückgewonnen haben, solche auszusenden.

Der Meister der zwei zurückliegenden Spielzeiten hat sich mit dem Erfolg über die Füchse ganz nebenbei den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters gesichert und am kommenden Donnerstag die Chance, mit einem Erfolg gegen die SG Flensburg-Handewitt die Rangordnung gegen den nächsten Herausforderer zu manifestieren. »Dann hätten wir schöne Weihnachten«, sagte Pekeler nach dem Triumphzug gegen die Füchse. Die Berliner sind in dieser Spielzeit ein unerwarteter Herausforderer, die Flensburger die anerkannte Nummer zwei der Hackordnung.

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