Filme als Propaganda
100 Jahre Ufa
Es ging darum, den schwindenden Kriegswillen der Deutschen zu stärken: Ein Jahr vor dem Ende des Ersten Weltkriegs gründete ein Banken-Konsortium auf Veranlassung des militärischen Generalstabs eine Filmproduktionsfirma: die Universum Film AG, kurz Ufa. Das war am 18. Dezember 1917, vor 100 Jahren. Der erste Film »Dem Licht entgegen« handelt von einem Soldaten, der verschüttet und gerettet wird - Filme als Propaganda.
Nach dem Krieg wurde die Ufa zum wichtigsten Filmproduzenten der Weimarer Republik. Mit Meisterwerken wie »Die Nibelungen« (1924), »Der letzte Mann« (1924) oder »Der blaue Engel« (1930) mit Marlene Dietrich verblüffte sie die ganze Filmwelt - bis während der NS-Diktatur die NSDAP die völlige Kontrolle über die Filmproduktion übernahm.
Entscheidend für den Erfolg in der Weimarer Republik war der Produzent Erich Pommer (1889 - 1966). Schon bevor er zur Ufa kam, hatte er 1920 mit seiner eigenen Firma Decla-Bioscop »Das Cabinet des Doctor Caligari« produziert, einen der berühmtesten deutschen Filme überhaupt. 1921 wurde er Leiter der Ufa-Produktion. Ihn faszinierten künstlerische Visionen wie in den Filmen »Phantom« von F. W. Murnau oder »Dr. Mabuse« von Fritz Lang (beide 1922). Die kühnste Produktion aber, Langs Science-Fiction-Film »Metropolis«, wurde zum finanziellen Desaster. Heute gilt der Film als eine Großtat der Ufa. Fritz Lang hatte immer wieder die Drehzeit überzogen. Die Ufa stand vor dem Bankrott. Auch das Publikum mied den Film, als er endlich 1927 ins Kino kam. Pommer verließ die Ufa - und kam zwei Jahre später zurück: Die Ufa brauchte seinen künstlerischen Wagemut.
Alfred Hugenberg und der Scherl-Verleger Ludwig Klitzsch sanierten das Unternehmen, ließen den Regisseuren noch freie Hand, schoben aber die Ufa langsam politisch nach rechts. Keine Überraschung also, dass die neuen Herren schon im Frühjahr 1933 ihre jüdischen Mitarbeiter entließen - noch bevor die Nazis das verlangten. Dieses Verdikt traf auch Pommer, er ging ins Exil nach Hollywood.
Während der NS-Diktatur war Propagandaminister Joseph Goebbels der eigentliche Filmproduzent. Künstlerisch anspruchsvolle Filme wurden durchaus gedreht, junge Talente wie Helmut Käutner konnten sich - mit Einschränkungen - entwickeln. Reine Unterhaltungsfilme waren Goebbels besonders wichtig, weil sie die Zuschauer während des Krieges ablenken sollten. Hinzu kamen die extrem antisemitischen Filme des Jahres 1940, »Jud Süß« und »Die Rothschilds«. Das monumentale Durchhalteepos »Kolberg« sollte Anfang 1945 der Kriegsmüdigkeit der Deutschen Paroli bieten - kaum einer aber wollte den Film sehen.
Zu NS-Zeiten ein Staatsbetrieb, wurde die Ufa nach 1945 wieder privatisiert und ist seit 1964 Teil des Bertelsmann-Konzerns. Statt Spielfilmen - einige werden noch hergestellt - produziert die Ufa nun vor allem fürs Fernsehen, besonders für RTL. »Bauer sucht Frau« oder »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« kommen von der Ufa. Geleitet wird sie von Wolf Bauer, von 1990 bis 2017 alleiniger Geschäftsführer, jetzt zusammen mit dem Regisseur Nico Hofmann. epd/nd
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