• Politik
  • Terroranschlag auf Borussia Dortmund

Heimtücke und Habgier

Prozess um Anschlag auf Bus von Borussia Dortmund

  • Martin von Braunschweig, Dortmund
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Knopfdruck, ein Knall, Schreie. Als die Bomben am Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund explodierten, steht der Verdacht eines möglichen islamistischen Anschlags im Raum. Fieberhaft suchen die Ermittler nach einem Ansatz. Geld und Gier sind die Auslöser für den Anschlag: Sergej W. soll versucht haben, Spieler des BVB zu töten, um bei Aktienspekulationen abzukassieren. Drei Splitterbomben erschütterten den Bus. Zwei Menschen wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter soll viel Geld auf einen fallenden Aktienkurs des Vereins gewettet haben. Mehr als 50 Journalisten aus dem In- und Ausland werden erwartet, wenn die Anklage gegen den 28-Jährigen am Donnerstag verlesen wird.

Sergej W. wohnte zuletzt in Rottenburg am Neckar (Baden-Württemberg). Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 28-fachen Mordversuch und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor. Heimtückisch, aus Habgier und mit gemeingefährlichen Mitteln habe der Elektrotechniker gehandelt, so die Anklage. W., der 2003 seine russische Heimat verlassen hat und inzwischen einen deutschen Pass besitzt, soll bisher jedoch erklärt haben, er habe in Dortmund lediglich Urlaub gemacht.

Die Ermittler sind überzeugt, dass der 28-Jährige am 11. April drei selbst gebaute Sprengsätze in einer Hecke am Mannschaftshotel des BVB im Dortmunder Süden deponiert hat. Als das Team vor der Champions-League-Partie gegen AS Monaco am Hotel in den Bus gestiegen war und der sich langsam in Bewegung setzte, soll er die Bomben mit Fernzündern zur Explosion gebracht haben. Metallsplitter flogen durch die Luft. Viele drangen in den Bus ein und verletzten den Spieler Marc Bartra, der mit einem Bruch des Unterarms ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ein Polizist, der den Bus auf einem Motorrad begleiten sollte, erlitt ein Knalltrauma. Das Fußballspiel wurde am nächsten Abend nachgeholt.

Sergej W. soll den Tod von 28 Menschen in Kauf genommen haben, um ein reicher Mann zu werden. Der BVB ist der einzige Fußballverein in Deutschland, dessen Aktien an der Börse gehandelt werden. Laut Anklage kaufte W. in der Woche vor dem Anschlag für 26 000 Euro Optionsscheine und Kontrakte - und schloss mit diesen sozusagen eine Wette auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie ab. Wäre der Kurs tatsächlich auf einen Euro abgerutscht, hätte der 28-Jährige über eine halbe Million Euro Gewinn gemacht. Zehn Tage nach der Tat wurde W. festgenommen, nachdem die auffälligen Finanzgeschäfte durchleuchtet worden waren. Für den Prozess hat das Dortmunder Schwurgericht 18 Verhandlungstage bis 28. März angesetzt. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.