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Ein Drittel muss an Weihnachten arbeiten
LINKE: Drei Millionen Sonn- und Feiertagsarbeiter mehr binnen 20 Jahren
Berlin. Die Zahl der Beschäftigten mit Sonn- und Feiertagsarbeit ist in Deutschland binnen 20 Jahren um drei Millionen auf knapp 9,3 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus der Antwort des Statistischen Bundesamtes auf eine entsprechende Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Der Anteil der abhängig Beschäftigten, die auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten, an allen Arbeitern und Angestellten bewegt sich dabei seit zehn Jahren auf ähnlichem Niveau.
2016 war jeder Vierte betroffen (25 Prozent), im Vorjahr waren es 25,1 Prozent. Den höchsten Wert gab es 2011 mit 26 Prozent. 2004 waren es erst 21,8 und 1996 19,4 Prozent.
Auch in diesem Jahr müssen viele Beschäftigte an Heiligabend arbeiten, obwohl er auf einen Sonntag fällt. Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) in Deutschland hat Angehörige in der Familie, die über die Feiertage arbeiten müssen - unter anderem im Krankenhaus oder in anderen Gesundheitsberufen. Dies ergab eine Umfrage im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung. In zahlreichen Bundesländern dürfen zudem bestimmte Geschäfte für einige Stunden öffnen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte bereits zum Einkaufsverzicht an Heiligabend aufgerufen, weil sich auch die Einzelhandelsbeschäftigten auf Weihnachten vorbereiten wollten.
Ständig oder regelmäßig an Sonn- und Feiertagen arbeiteten im vergangenen mehr als 5,1 Millionen, gelegentlich taten dies 4,1 Millionen. Die Zahl der abhängig Beschäftigten insgesamt stieg seit 1996 von rund 32 auf 37 Millionen.
Frauen und Männer sind gleichermaßen sonn- oder feiertags beruflich aktiv. Vor allem Beschäftigte im Gastgewerbe sind betroffen, in Alten- und Pflegeheimen sowie im Wach- und Sicherheitsdienst. Bei den Selbstständigen waren es im vergangenen Jahr mit 22 Prozent deutlich mehr, die ständig oder regelmäßig zu diesen Zeiten arbeiten.
Die LINKEN-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte, forderte »gesellschaftliche Anerkennung« für die Betroffenen ein. »Viele Menschen leisten auch an Sonn- und Feiertagen wichtige Arbeit und können die Tage nicht mit ihren Familien oder ihren Freunden in Ruhe genießen«, erklärte sie. »Das sollten wir nicht vergessen.«
Viele Tarifverträge sähen auch Zuschläge vor, allerdings nehme die Tarifbindung ab. »Längst nicht alle Betroffenen erhalten für ihre Sonn- und Feiertagsarbeit einen materiellen Ausgleich«, mahnte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Eine neue Regierung müsse Schritte zur Stärkung von Tarifverträgen ergreifen. Die zahlreichen Ausnahmeregelungen nach dem Arbeitszeitgesetz müssten zudem eingeschränkt werden, so Zimmermann. »Sonn- und Feiertagsarbeit muss auf ein notwendiges Maß beschränkt werden.« dpa/nd
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