»Roter Oktober« taucht auf
René Heilig moniert auch die Schlichtheit der NATO-Weihnachtsbotschaft
Arbeit an den Feiertagen ist für die meisten nicht gar so prickelnd. Verständlich also, dass auch die Seeleute Ihrer Majestät mufflig sind. Sie müssen eine russische Fregatte beschatten. So etwas ist – leider – Routine, doch die britische Admiralität macht daraus gerade eine mediale Affäre. Die Vorlage dazu gab der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft beklagt hatte, wie gewaltig die russische U-Boot-Gefahr sei. Wird das Spielfilm-Monster »Roter Oktober« Wirklichkeit? Fast. Auf jeden Fall beklagt der Chef der US-U-Boot-Flotte, dass sich Putins Tauchboote vor allem entlang von Datenkabeln tummeln. Über diese Kanäle, die Europa und Nordamerika verbinden, werden täglich Billionen Dollar schwere Geschäfte abgewickelt, ganz zu schweigen von all dem militärisch Geheimen, das da hin und her geschickt wird.
Wie bescheiden ist doch die Fantasie der NATO-Manager. Sie trauen den Russen genau das zu, was sie selbst seit Jahrzehnten praktizieren: Unterseekabel anzapfen war eine Spezialität der US-Navy. Jedenfalls so lange, bis die NSA andere Technologien entwickelt hatte. Stoltenbergs alarmistische Weihnachtsbotschaft hat einen anderen Zweck: Sie soll mehr eigene Rüstung und mehr Übungen rechtfertigen. So hat man es im ersten Kalten Krieg auch gehalten. Und ihn bis kurz vor den Overkill getrieben.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.