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Auf- und Brückenbau

China übernimmt Führungsrolle beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Syrien

  • Daniel Kestenholz, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.

China scheint entschlossen, bei der Gestaltung der Zukunft Syriens eine Führungsrolle zu übernehmen. Das Engagement harmonisiert perfekt mit den Planungen einer modernen Seidenstraße von Ost nach West. Sie soll die Volksrepublik China, den Nahen Osten und Europa miteinander verbinden und könnte dabei auch gleich die geostrategische Bedeutung der labilen Region stärken.

Während Europa noch immer vornehmlich Flüchtlinge aus Syrien aufnimmt, aber weder Mittel noch Interesse hat, beim Wiederaufbau des Landes eine tragende Rolle zu übernehmen, bringen sich die »Siegermächte« in Stellung, um Anteile von Syrien zu beanspruchen.

Dabei hat China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auf einer Syrien-Handelsmesse in Peking bereits zwei Milliarden Dollar für Wiederaufbauprojekte zugesagt. Es ist eine Art chinesischer Marshallplan: die »Seidenstraßen-Initiative« Pekings, mit der China seinen wirtschaftlichen Einflussbereich über frühere Sowjetrepubliken und den Nahen Osten bis nach Europa zu stärken versucht. Eine neue eurasische Landbrücke soll den Westen Chinas direkt mit Europa verbinden in diesem ehrgeizigen 900-Milliarden-Dollar-Projekt, das voraussichtlich im Jahr 2049 abgeschlossen sein wird.

Auch Syrien, das nach fast sieben Jahren Krieg wieder auf die Beine zu kommen versucht, ist also Teil des Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtels. Allen voran sind chinesische Unternehmen bereit, beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes zu helfen. In diesem Jahr haben mehr als 30 Firmen Syrien besucht, das in den strategischen Erwägungen Chinas eine wichtige Rollen übernehmen soll. Peking versucht, sein neues Seidenstraßennetz auch über den Nahen Osten auszudehnen.

Peking pflegt bereits enge Beziehungen mit Syriens Präsident Baschar al-Assad und sieht jetzt eine große Chance am Horizont auftauchen, da Syrien mit dem allmählichen Zusammenbruch des Islamischen Staates auf einen Frieden zusteuert. Die bei den Friedensgesprächen im kasachischen Astana beschlossenen Sicherheitszonen haben es der Regierung Assads ermöglicht, die Kontrolle über weite Teile des Landes wiederzuerlangen, einschließlich der Gebiete mit strategisch wichtigen Öl- und Gasfeldern.

Unter den chinesischen Besuchern dieses Jahr in Syrien waren auch die Bauriesen China Energy Engineering Corporation und China Construction Fifth Engineering Division. Hauptthema der Gespräche waren Berichten zufolge große Infrastrukturprojekte.

Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua bestätigte im Oktober, dass die Regierung von Präsident Xi Jinping bereit sei, sich am Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes zu beteiligen. Das zuständige chinesische Ministerium genehmigte bereits eine Reihe von ersten Hilfsprojekten.

Neben Russland und dem Iran hat auch China während des Krieges Damaskus substanzielle Unterstützung gewährt. Die Kosten für den Wiederaufbau werden schwindelerregend hoch sein. Nach fast sieben Jahren Krieg liegen weite Teile des Landes und die Wirtschaft in Trümmern. Das staatliche chinesische Webportal china.org.cn schätzt die kriegsverursachten Zerstörungen und Verluste auf rund 226 Milliarden Dollar. Noch im Jahr 2010, kurz vor Kriegsbeginn, wies Syrien laut der Weltbank eine viermal höhere Wirtschaftsleistung auf.

Mit seinen strategischen Investitionen in Syrien dürfte China auch Zugang zu den syrischen Mittelmeerhäfen Latakia und Tartus erhalten, was - im größeren Zusammenhang betrachtet - ganz neue Perspektiven für Chinas angestrebten neuen Handelskorridor zwischen Ost und West eröffnet.

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