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Taumelnd in den Brexit - was kommt 2018?

2017 war kein gutes Jahr für Großbritannien. Einige mögliche Szenarien für das nächste

  • Ian King, London
  • Lesedauer: 3 Min.

Lieber Leser, liebe Leserin, Vorhersagen sind in Zeiten von Brexit und Trump eine heikle Geschichte. Versuchen wir es trotzdem: Was wird 2018 den Briten bringen? Stellen Sie sich eine Wahrsagerin vor.

Die Alte lässt den Kaffeesatz stehen, holt die Kristallkugel hervor, schaut tief hinein und spricht: Theresa May bleibt bis Ende 2018 Premierministerin. Eine vorzeitige Ablösung würde den Ruf nach Neuwahlen anschwellen lassen. In den Umfragen steht’s aber Spitz auf Knopf, Labour könnte sehr wohl gewinnen. Da riskiert kein Tory-Abgeordneter den gut bezahlten Parlamentsjob, egal ob Brexit-Freund oder Feind. Nein, sie muss bleiben, bis der Brexit erfolgt, den bitteren Kelch bis zur Neige austrinken. Vorerst wird nicht einmal der ehrgeizige Boris Johnson ihn ihr abnehmen. Sie ist hart im Nehmen, ist stolz darauf, den Spagat zwischen beiden konservativen Flügeln zu schaffen, denn jeder hält sie insgeheim für eine der Ihren. Theresa bleibt. Aber eine Heilige wird sie auch 2018 nicht. Durchwursteln bleibt Trumpf.

Wie werden die Austrittsverhandlungen laufen?

Alles wie gehabt. Zuerst bleibt sie hart, die rechte Presse unterstützt sie und verdammt ihre Gegner in alle Ewigkeit, Amen. Dann mahnt EU-Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier, dass sie bei guter Führung in einigen Jahren ein Handelsabkommen mit der EU bekommen könnte. Johnson und Liam Fox zetern, die Zeitung »Daily Mail« trifft der Schlag und May knickt ein. Fast die Hälfte des britischen Außenhandels wird mit der Rest-EU abgewickelt, da kann man sich keine Zölle oder grundverschiedene Normen bei Dover leisten. Sonst bleiben die Laster in einer Riesenschlange stehen und die halbe Grafschaft Kent muss als Abstellplatz zubetoniert werden. Die Mehrheit der Kent-Bürger wählt konservativ, man stößt die eigenen Leute nicht vor den Kopf. Am Ende also kein entnervter May-Austritt aus den Verhandlungen, so ungünstig der Ausgang auch sein mag.

Aber die Liberalen verlangen nach Bekanntwerden der Bedingungen eine zweite Volksabstimmung?

Ja, aber Labour nicht. Noch nicht. Jeremy Corbyn und sein Finanzsprecher John McDonnell waren nie begeisterte EU-Freunde. 30 Prozent ihrer Wähler von 2015 stimmten ein Jahr später für den Brexit. Auch Corbyn übt den Spagat, solange es geht.

Aber die Hälfte aller Briten fordern inzwischen die Zweitabstimmung, und eine Mehrheit möchte den Brexit-Prozess rückgängig machen.

Deswegen habe ich »noch nicht« gesagt. Corbyn ist kein Luther, er kann auch anders, wenn’s die Mehrheit laut und lange genug verlangt. Erst einmal will er aber abwarten und Tee trinken. Vergessen Sie nicht: Labour hat zwar bei der Parlamentswahl aufgeholt, aber doch verloren, Tories und nordirische Unionisten haben noch immer im Unterhaus die Nase vorn. Denken Sie auch an unsere Presse. »Zermalmt die Saboteure des Brexit!« Steckbriefe von Tory-Brexit-Gegnern. Corbyn will nicht für vogelfrei erklärt werden. Er ist ein herzensguter Mensch, aber kein Märtyrer.

Alles sehr betrüblich. Aber Donald Trump wird uns helfen, nicht wahr? Schließlich kam seine Mutter aus Schottland, er besitzt dort zwei Golfplätze.

Glauben macht selig. Dort liegt der Präsident mit den Behörden im Streit. Schlagen Sie sich den für Britannien günstigen Handelsdeal aus dem Kopf. Möchten Sie den Ausverkauf Ihres Gesundheitssystems an US-Versicherungs- und Pharmafirmen? Schmeckt Ihnen chlorbehandeltes Hähnchen?

Also keine guten Nachrichten aus dem Land der Freien?

Doch, die Hochzeit von Prinz Harry mit Meghan Markle lenkt die Aufmerksamkeit von Brexit und Trump ab und das schwache Pfund lässt die Tourismuskassen klingen. Bald wird Markle beliebter als Merkel, vielleicht ist sie das schon.

2018 kommt auch die Fußball-WM in Russland. Letzte Frage: Wann wird die englische Nationalmannschaft wieder Weltmeister?

Das ist zu schwer. So weit in die Zukunft kann ich nicht sehen. 50 Pfund für die Konsultation, bitte.

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