Ohne besondere Vorkommnisse

Ausgelassene Stimmung bei Programm auf dem Roncalliplatz / Bürgermeisterin und NRW-Innenminister zeigten sich mit Großeinsatz zufrieden

  • Sebastian Weiermann, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Silvester in Köln, das ist seit dem Jahreswechsel 2015/16, an dem es hunderte sexualisierte Übergriffe gab, eine besondere Angelegenheit. Im vergangenen Jahr hatten Stadt und Sicherheitsbehörden schon vieles richtig gemacht, allerdings auch einiges falsch. Hunderte Menschen waren damals rassistischen Kontrollen ausgesetzt worden. Und die Ankündigungen für den aktuellen Jahreswechsel verhießen nichts Gutes. »Konsequent« wollte die Polizei einschreiten und Verstärkungskräfte sollten »in den Stiefeln« stehen.

Die Silvesternacht verlief dann allerdings sehr unspektakulär, denn auch die Stadt Köln hatte aus der Kritik im letzten Jahr gelernt. Auf dem Roncalliplatz am Dom gab es diesmal Jahr kein Show-Event, dass nach kurzer Zeit vorbei war, sondern ein Programm bis um Mitternacht. Bands und Chöre traten auf, sangen teilweise auch auf Arabisch kölsche Lieder.

Dieses Angebot wurde angenommen. Hunderte Kölner – Alteingesessene wie Flüchtlinge und Menschen aus dem Umland – tanzten gemeinsam auf dem Platz. Die Stimmung war prächtig und viele unterhielten sich abseits der Musik miteinander.

Die Silvesterparty in Köln fand unter besonderen Voraussetzungen statt. Schon im Hauptbahnhof wiesen riesige Plakate darauf hin, wo Böller erlaubt und wo Kontrollstellen eingerichtet sind. Dazu waren 1400 Polizisten der nordrhein-westfälischen Polizei, Bundespolizisten und private Sicherheitsleute im Einsatz. Köln glich in den beiden nun zurückliegenden Jahren einer Hochsicherheitszone.

Mehr an ein Bürgerkriegsgebiet erinnerte es dann auch, dass Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Polizeipräsident Uwe Jacob und NRW-Innenminister Heribert Reul die Presse im »Lagezentrum« der Stadt empfingen, dort allerdings erstaunlich wenig zu sagen hatten. Auch der anschließende Spaziergang durch das Umfeld des Doms changierte zwischen Stars auf dem Weg zum Roten Teppich und Generälen, die ihre Truppen inspizieren. Innenminister Reul hatte dabei für jeden Polizisten einen motivierenden Spruch. Beamten der Innenstadtwache sprach er seinen Respekt aus und erklärte, wie wichtig sie seien. Dabei gab er auch noch einen kurzen Exkurs über die Entstehung des Staatswesens. Allerdings blieb Reul auch souverän als offenbar Verschwörungstheorien verfalleneBürger ihn darauf ansprachen, dass ab 2018 jedem Kind Computerchips implantiert werden sollten. Reul fragte nur, wer dies plane, sein Gegenüber konnte keine ernsthafte Antwort liefern.

Negativ fielen in Köln einige Rechte auf. Am Nachmittag gab ein AfD-Funktionär einem Antifaschisten, der gegen einen Infostand der Partei auf die Straße ging, eine Kopfnuss. Ein Security-Mann, der auch an rechten Demos teilgenommen haben soll und im Internet mit einer Reichskriegsflagge posierte, wurde, nachdem er vom Bündnis Köln gegen Rechts geoutet wurde, aus dem Dienst entfernt. Und einzelne Nazis der Gruppierungen »Soldiers of Odin« versuchten im Bahnhof zu patrouillieren. Den ruhigen Verlauf der Silvesternacht konnten sie aber letztlich nicht stören.

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