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So wenige Arbeitslose wie noch nie seit 1991
Im Durchschnitt des Jahres 2017 gab es in der Hauptstadt 168 991 erwerbslose Männer und Frauen
Gewöhnlich sind im Winter mehr Menschen arbeitslos als im Sommer, weil es dann saisonabhängig weniger Beschäftigung auf Baustellen, im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft gibt. Doch Bernd Becking, Regionaldirektionschef der Arbeitsagentur, hatte am Mittwoch für Berlin eine gute Nachricht: »Zum ersten Mal seit elf Jahren sinkt die Arbeitslosigkeit in einem Dezember.«
159 572 Berliner waren im Dezember erwerbslos gemeldet. Das waren 760 weniger als im November. Die Arbeitslosenquote in der Hauptstadt liegt jetzt bei 8,4 Prozent und damit 0,8 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
In Berlin sind 24 573 offene Stellen gemeldet. Das sind 2633 weniger als vor einem Jahr.
Vor einem Jahr waren 10 000 Berliner Haushalte mehr auf Grundsicherung angewiesen als jetzt.
23,9 Prozent der vormals arbeitslosen Berliner fanden einen Job, 46,5 Prozent sind nicht mehr erwerbstätig, also in den Ruhestand getreten oder erwerbsunfähig geworden. 25,4 Prozent begannen eine Ausbildung oder Qualifizierung. af
In Brandenburg ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember zwar leicht gestiegen - um 1935 auf 87 288. Vor einem Jahr waren aber noch 99 048 Brandenburger erwerbslos registriert gewesen. Die Arbeitslosenquote sank binnen eines Jahres um 0,9 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Auch das ist etwas Besonderes. »Eine Arbeitslosenquote unter der Sieben-Prozent-Marke in einem Dezember gab es in Brandenburg noch nie«, bemerkte Sozialministerin Diana Golze (LINKE).
In seinem Jahresrückblick formulierte Regionaldirektionschef Becking: »In beiden Bundesländern war die Lage am Arbeitsmarkt so gut wie noch nie seit der deutschen Wiedervereinigung. Bei der Arbeitslosigkeit erreichten die Jahresdurchschnittswerte in Berlin und Brandenburg neue Tiefstände seit Beginn der Statistik 1991.« In Berlin waren 2017 im Jahresdurchschnitt 12 027 Personen weniger arbeitslos gemeldet als 2016, in Brandenburg waren es 12 907 Personen weniger. »In kaum einer anderen Region haben die Unternehmen im vergangenen Jahr so viele neue Stellen geschaffen«, sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. Es gebe immer mehr Engpässe bei den Fachkräften, in einigen Branchen bremse dies bereits die Entwicklung. Beispielsweise sei für Handwerk, Handel und Gesundheitswesen schwer qualifiziertes Personal zu finden. Den Fachkräftebedarf zu sichern, sei eine der wichtigsten Aufgaben für Wirtschaft und Politik. Ansatzpunkte wären nach Ansicht von Amsinck mehr Qualität in der Bildung - Stichwort: weniger Schul- und Studienabbrecher - sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Und endlich Schluss mit prekären Beschäftigungsverhältnissen? Leider Fehlanzeige. »Auf keinen Fall« sollte die Bundesregierung »die Flexibilität des Arbeitsmarktes einschränken«, findet Amsinck. »Vor allem für Geringqualifizierte und Geflüchtete würde das zusätzliche Hürden auf dem Weg in die Arbeitswelt bedeuten.«
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