15.000 folgen Warnstreik-Aufruf der IG Metall

Erste Arbeitsniederlegungen in der Nacht in NRW und Bayern / Gewerkschaft fordert in Tarifrunde sechs Prozent mehr Lohn und Möglichkeit zur befristeten Arbeitszeitverkürzung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie sind seit Ende der Friedenspflicht bis zum Mittag bundesweit über 15.000 Beschäftigte in den Warnstreik getreten. Gewerkschaftschef Hofmann kündigte für die kommenden Tage weitere »massive bundesweite Warnstreiks« an.

In der Nacht legten nach Angaben der Gewerkschaft erste Beschäftigte im nordrhein-westfälischen Iserlohn und im bayerischen Aschaffenburg vorübergehend die Arbeit nieder. Der Schwerpunkt der Warnstreiks lag am Montag in Baden-Württemberg. Dort beteiligten sich laut IG Metall über 4000 Beschäftigte aus acht Betrieben an Streikaktionen. Allein bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen haben sich demnach 3000 Beschäftigte zu einer Kundgebung vor dem Porsche-Museum versammelt.

In Berlin, Brandenburg und Sachsen folgten nach Angaben der Gewerkschaft fast 2000 Metallerinnen und Metaller aus 16 Betrieben dem Streik-Aufruf. Auch in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt legten rund 1000 Beschäftigte kurzzeitig die Arbeit nieder. In Nordrhein-Westfalen beteiligten sich 750 Beschäftigte an den Warnstreikaktionen.

Die IG Metall fordert im aktuellen Tarifstreit neben sechs Prozent mehr Lohn vor allem die Möglichkeit einer befristeten Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden wöchentlich. Für bestimmte Beschäftigte wie Schichtarbeiter, Eltern oder pflegende Angehörige soll es dabei einen teilweisen Lohnausgleich geben. »Die starke Beteiligung der Belegschaften am bundesweiten Warnstreikauftakt zeigt, was sie vom Arbeitgeberangebot halten: Nichts! Sie lassen sich nicht mit einem mickrigen Lohnangebot abspeisen«, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Montag in Frankfurt am Main.

Der Unternehmerverband Gesamtmetall hat die Forderungen als rechtswidrig bezeichnet und befürchtet, das Interesse an der reduzierten Arbeit könnte so groß sein, dass dadurch 200.000 Vollzeitstellen fehlen könnten. Hofmann bezeichnete diese Schätzung im Deutschlandfunk-Interview als »Horrorzahl«. Die IG Metall geht davon aus, maximal vier bis fünf Prozent der Beschäftigten in der Branche die Arbeitszeitverkürzung in Anspruch nehmen würden.

Gesamtmetall hat bislang Lohnzuwächse von zwei Prozent plus eine Einmalzahlung angeboten. Im Gegenzug wird eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach oben verlangt. Eine Ausweitung der Wochenarbeitszeit lehnt die IG Metall ab. »Die durchschnittliche Arbeitszeit in der Metall- und Elektroindustrie beträgt heute 39,3 Stunden. Wir haben heute über die ganzen Flexibilisierungsmaßnahmen schon deutlich mehr Arbeitsvolumen in der Hochkonjunktur als das, was die tarifliche Arbeitszeit abgibt«, so Hofmann. Er sieht über die schon bestehenden Regelungen mit Arbeitszeitkonten hinaus keine Notwendigkeit, das Arbeitsvolumen weiter auszudehnen.

Möglich sind die Warnstreiks, weil zum Jahreswechsel die Friedenspflicht in der Branche mit ihren etwa 3,9 Millionen Beschäftigten ausgelaufen war. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.