Nachsitzen an der Moldau

Olaf Standke über die Präsidentenwahl in Tschechien

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.
»Ich denke erst und rede dann.« Schon damit dürfte der parteilose Chemieprofessor Jiri Drahos ein Alleinstellungsmerkmal im finalen Duell um den Präsidentenstuhl auf der Prager Burg haben. Zwar spielt Amtsinhaber Milos Zeman nicht ganz in der Trump-Liga, aber auch der 73-Jährige sorgte mit verbalen Entgleisungen immer wieder für Schlagzeilen.

Doch das scheint vielen in Böhmen und Mähren zu gefallen. Der ehemalige Regierungschef hat zwar vor allem protokollarische Aufgaben, aber er gibt sich volksnah und trifft etwa mit seiner einwanderungsfeindlichen Haltung offensichtlich einen Nerv im Nachbarland.

Ob all das auch bei der Stichwahl gegen den akademischen Quereinsteiger in knapp zwei Wochen reicht, ist nach Aussage der Demoskopen keineswegs sicher. Beobachter in Prag sprechen von einem offenen Rennen. Einer dürfte es mit besonderer Aufmerksamkeit beobachten: Ministerpräsident Andrej Babis, der es in Sachen Populismus durchaus mit dem Präsidenten aufnehmen kann.

Der hatte den milliardenschwere Unternehmer und Gründer der Bewegung ANO trotz aller Betrugsvorwürfe und -ermittlungen mit der Regierungsbildung beauftragt und stützt das fragile Minderheitskabinett seitdem. So könnten die Bürger in der präsidialen Stichwahl auch über das politische Schicksal von Babis entscheiden.

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