Ruhepol im Rückraum

Steffen Weinhold ist eine der wenigen Konstanten im deutschen Handballteam. Seine Erfahrung soll bei der EM jetzt helfen

  • Nils Bastek und Eric Dobias, Zagreb
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein guter Steffen Weinhold allein reicht den deutschen Handballern nicht. Seit fast zehn Jahren spielt der stille Rückraumspieler nun in der Nationalmannschaft, vor Beginn der Hauptrunde bei der EM in Kroatien weiß der 31-Jährige daher ganz genau: »Wir müssen ein paar Dinge besser machen.« Weinhold war noch nie ein Profi der großen Worte, beim abschließenden Gruppenspiel am Mittwochabend gegen Mazedonien (25:25) aber einer der wenigen Hoffnungsträger eines verunsicherten Europameisters. Seine sieben Treffer verhalfen der Mannschaft zum Remis - und einer nun einigermaßen passablen Ausgangsposition für die nächste Turnierphase.

Um die Chance auf den angepeilten Einzug ins Halbfinale zu wahren, muss der Titelverteidiger am Freitagabend Tschechien schlagen. Neben Olympiasieger Dänemark und Vizeeuropameister Spanien gelten die Tschechen als nominell schwächster deutscher Gegner in der Hauptrunde. »Man kann natürlich sagen, die Tschechen haben von allen Mannschaften in der Hauptrunde am wenigsten zu verlieren. Die können ganz locker aufspielen«, sagt Weinhold. Aber gerade das macht sie gefährlich, schon die Dänen hatten Tschechien in der Gruppenphase unterschätzt, was in einer überraschenden 27:28-Pleite mündete.

Weinhold weiß um die Gefahr, einen potenziellen Außenseiter zu unterschätzen. Anfang 2008 hatte der Spieler des THW Kiel bereits im Nationalteam debütiert, damals noch unter Heiner Brand. Er ist einer der wenigen sehr erfahrenen Akteure im 16-köpfigen EM-Aufgebot von Bundestrainer Christian Prokop, der zweitälteste nach Torhüter Silvio Heinevetter und neben Tobias Reichmann der einzige, der schon mal die Champions League gewonnen hat. Es gibt in einem Handballspiel nicht mehr viel, was Steffen Weinhold noch nicht erlebt hat. Er redet nur nicht so viel darüber. »Steffen ist mit Sicherheit ein ruhiger Spieler, der nicht häufig das Wort ergreift«, sagt Bundestrainer Prokop. »Aber wenn er was sagt, findet das großes Gehör.«

Prokop hält große Stücke auf den gebürtigen Bayer. Keinen Spieler setzte er in Kroatien bisher häufiger im Rückraum ein: Auf knapp über zwei Stunden Spielzeit kommt Weinhold in den drei Vorrundenpartien. Schon beim sensationellen Titelgewinn vor zwei Jahren zählte der damalige Kapitän zu den Schlüsselspielern, dann verletzte er sich in der entscheidenden Turnierphase. Die DHB-Auswahl holte dennoch den Sieg, weshalb Weinhold trotz erfolgreicher Karriere immer noch etwas fehlt: ein großer Erfolg mit dem Nationalteam.

In Kroatien könnte sich das ändern, dafür muss aber vieles besser werden. Nachdem zu Turnierbeginn die Defensive schwächelte, wurde sie mit Rückkehrer Finn Lemke gegen Mazedonien besser, stattdessen haperte es im Angriff. In der Offensive müsse man sich nun gegen Tschechien »noch ein bisschen steigern«, beschreibt Weinhold die Vorgabe - ganz ruhig, wie fast immer. dpa/nd

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