• Politik
  • Anti-Flüchtlings-Demonstration

Angriff auf Journalisten bei rechter Demo in Cottbus

1500 Menschen bei flüchtlingsfeindlichem Protestmarsch des rechten Vereins »Zukunft Heimat« / Erneut Übergriffe und rassistische Anfeindungen

  • Lesedauer: 3 Min.

Cottbus. In Cottbus ist es am Samstag bei einer Demonstration gegen die Flüchtlingspolitik Medienberichten zufolge zu Angriffen auf Journalisten gekommen. Aufgerufen zu dem Protest habe der rechte Verein »Zukunft Heimat«, berichtet der »Tagesspiegel« (Sonntag). An der Anti-Flüchtlings-Demonstration hätten etwa 1500 Menschen teilgenommen. Unter anderem hätten sich Politiker der AfD-Landtagsfraktion sowie Mitglieder der rechtsextremen »Identitären Bewegung« und von Neonazi-Gruppen daran beteiligt.

Politiker anderer Parteien und Medienvertreter seien als »Volksverräter« beschimpft worden, berichtet die Zeitung weiter. Zudem seien bei dem Protestmarsch mehrere Journalisten heftig attackiert worden. Unter anderem sei eine auf einer Bank stehende Journalistin, die gerade Fotos machte, von einem 44-jährigen Mann geschubst worden. Die Frau habe sich abfangen können und sei unverletzt geblieben.

Ein anderer Journalist sei von einem 25-jährigen Protestteilnehmer angerempelt worden. Dadurch sei das Handy des Journalisten zu Boden gefallen und beschädigt worden. Die Polizei konnte beide Tatverdächtige in unmittelbarer Nähe stellen und hat Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und versuchter Körperverletzung aufgenommen. Zudem seien von Demonstrationsteilnehmern gegen den RBB Beleidigungen skandiert und Drohungen gegen anwesende Reporter ausgesprochen worden.

Laut dem freien Journalist und Fotograf Hardy Krüger haben an der Demonstration auch Mitglieder der »Identitären Bewegung« sowie Neonazi-Hooligans des FC Energie Cottbus teilgenommen. Auf seinen Bildern ist zu erkennen, dass einige Teilnehmer Kleidung von in der rechtsradikalen Szene beliebten Modemarken oder auch mit Schriftzügen der völkisch nationalistischen Identitären trugen.

Laut dem »Tagesspiegel«-Redakteur Alexander Fröhlich sollen die im Dienst gewesenen Berufsfeuerwehrleute aus ihrem Wagen heraus »Wir grüßen die Patrioten in Cottbus« gerufen haben.

Erst am Freitag hatte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) verfügt, dass vorerst keine weiteren Asylbewerber aus der Erstaufnahmestelle des Landes in Cottbus untergebracht werden. Zudem wurde die Polizeipräsenz erhöht. Hintergrund der Anweisungen sind zwei Messerattacken in Cottbus von jugendlichen Syrern sowie Angriffe auf Unterkünfte von Aslysuchenden.

»Ausländer raus«-Rufe und Geschubse in der Innenstadt

Am Samstagabend kam es erneut zu Auseinandersetzungen. Auf einer Geburtstagsfeier sollen eine 18-jährige Deutsche und ein 18 Jahre alter Syrer aneinandergeraten sein, wie ein Polizeisprecher am Sonntag mitteilte. Als die Beamten eintrafen, skandierte eine Person aus einer neunköpfigen Gruppe heraus: »Ausländer raus!« Die Polizei erteilte Platzverweise und nahm zwei Personen in Gewahrsam, weil sie dem nicht folgten. Die 18-Jährige griff daraufhin die Polizisten an und wurde ebenso festgenommen.

Wenige Stunden später kam es in der Cottbusser Innenstadt zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen fünf Deutschen und zwei laut Polizei »ausländisch aussehenden« Personen. Ein Deutscher habe dann einen der beiden Unbekannten geschubst, der andere sprühte daraufhin Reizgas. Anschließend ergriffen die beiden die Flucht. Agenturen/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!