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- Erdogans Einmarsch in Nordsyrien
Unverfroren, aber wohlkalkuliert
Roland Etzel zum türkischen Einmarsch in Nordsyrien
Der türkische Einmarsch in Nordsyrien ist in seiner Dreistigkeit unverfroren, aber wohlkalkuliert. Präsident Erdogan weiß natürlich, dass die USA die Kurden in Syrien deshalb zu ihren Verbündeten erkoren haben, damit sie einen Fuß auf syrischen Boden bekommen. Dagegen hätte Erdogan wohl nichts, wenn dies nicht mit einer seiner staatspolitischen Maximen kollidierte. Für jede türkische Regierung ist prioritär, kurdische Versuche zur Etablierung einer wie auch immer gearteten Unabhängigkeit rigoros zu bekämpfen, ob in der Türkei selbst, in Irak oder jetzt in Syrien.
Der Kriegsherr aus Ankara führt damit die Supermacht USA einmal mehr am Nasenring durch die nahöstliche Arena. Denn: Auch wenn den Generalen im Pentagon die Zornesröte ins Gesicht steigt, so kann Erdogan davon ausgehen, dass der Noch-immer-Verbündete in Washington klein beigeben wird. Alles andere wäre der Anfang vom Ende der NATO.
Aber auch Russland sieht sich von der Türkei düpiert und kann fürs erste nicht mehr als einen pflichtschuldigen Protest liefern. Jetzt zeigt sich, dass der Rahmen für ein gemeinsames Vorgehen in Syrien recht begrenzt ist. Einmal mehr drohen die Kurden die Verlierer des nahöstlichen Armdrückens der regionalen Mächte zu werden. Ihre Führer müssen sich aber fragen, ob das bei diesen Verbündeten nicht voraussehbar war.
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