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Angriff auf Afrin: »Die Wut in der Bevölkerung ist groß«
Der deutsche Freiwillige Jan-Lukas Kuhley über den türkischen Einmarsch in Rojava
Ungefähr 20 bis 30 Internationalisten sind nach meinen Schätzungen aktuell noch in den Einheiten.
Wie verhalten sich die internationalen Freiwilligen zum türkischen Angriff auf Afrin?
Die internationalen Freiwilligen sind gespalten. Einige Anti-IS-Kämpfer sehen die Auseinandersetzungen um Afrin nicht als ihre Angelegenheit an, sie wollen vor allem islamistische Terroristen bekämpfen. Sie sind hier als Patrioten ihres eigenen Landes und nicht primär für Rojava. Die politisch motivierten Freiwilligen betrachten dagegen den türkischen Terror ähnlich wie den Islamischen Staat als Feind.
Würden Sie Rojava gegen die Türkei verteidigen?
Ob ich gegen einen NATO-Staat kämpfen würde, sage ich lieber keinem Journalisten.
Prokurdische Nachrichten berichten von bisher 17 getöteten Zivilisten, wie ist die Lage der Bevölkerung in Afrin?
Die Situation ist angespannt. Ich habe kürzlich Familien besucht, dort lief im Fernsehen durchgängig Berichterstattung über den Einmarsch. Die Wut in der Bevölkerung ist groß.
Laut Medienberichten soll es von Afrin aus Raketenangriffe auf türkisches Gebiet gegeben haben, die YPG streitet dies ab. Können Sie etwas dazu sagen?
Ich weiß es nicht. Die YPG-Einheiten sind recht autonom und können viel ohne direkten Befehl machen.
Wie ist die Stimmung unter den YPG-Truppen?
Die Stimmung ist kämpferisch, ich nehme weder Hilfslosigkeit noch Resignation wahr.
Welche Bedrohung stellt der türkische Einmarsch dar?
Ein Ausbilder der Akademie für die internationalen Freiwilligen vertritt die Meinung, dass die türkische Armee auf dem Boden keine große Bedrohung darstellt. Afrin ist von den landschaftlichen Bedingungen her nicht wie der Rest von Syrien, sondern bergig wie Nordkurdistan. Hier lässt sich das Guerilla-Wissen der PKK gut ausspielen. Grenzübertritte der türkischen Armee gab es in der Vergangenheit zudem auch schon bei Kobane, sie konnten jedoch immer wieder zurückgeschlagen werden. Mein Kommandant sagte mir, man sei auf alles vorbereitet.
Mit welchen militärischen Herausforderungen sieht sich die YPG konfrontiert?
Die von Russland akzeptierte Lufthoheit der Türkei ist ein Problem. Hier müsste eine andere Macht einschreiten. Wir benötigen zudem MILAN-Panzer- und Flugabwehrraketen.
Was wäre politisch notwendig, um die Situation zu entschärfen?
Die Demokratische Föderation Nordsyrien muss in die Syrien-Friedensgespräche eingebunden werden. Dazu braucht es in Nordsyrien eine Flugverbotszone, durchgesetzt von der Anti-IS-Koalition.
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