Nur für Buben - oder nur für Mädchen

100 bayerische Schulen sind weiterhin nicht gemischt

  • Lesedauer: 3 Min.

München. In vielen bayerischen Städten gibt Mädchen- oder Bubenschulen - jedoch nimmt ihre Zahl stetig ab. Waren im Schuljahr 2011/12 noch etwa 125 Schulen entweder für Buben oder für Mädchen ausgerichtet, so waren es 2016/17 etwa 100 Schulen, wie ein Sprecher des Kultusministeriums mitteilte. Etwa 80 davon waren Mädchenschulen. In Osterhofen im Kreis Deggendorf schlossen sich im Herbst die Mädchen- und die Knabenrealschule zusammen. Grund sei ein »dramatischer Rückgang der Schülerzahlen« gewesen, sagte der stellvertretende Schulleiter Gregor Schießl.

Das sei in vielen Fällen der Grund, aus dem sich die Schulen für das jeweils andere Geschlecht öffnen, erklärte der Ministeriumssprecher. In Osterhofen habe der Realschulstandort durch die Fusion erhalten werden können. Ein ähnliches Beispiel gibt es im schwäbischen Günzburg. Dort unterrichten die Buben- und die Mädchenrealschule nun auch Mädchen beziehungsweise Buben. Der Sprecher verwies darauf, dass es jedoch immer schon Ausnahmen an den betreffenden Schulen gab, die auch einzelne Kinder des jeweils anderen Geschlechtes unterrichtet hätten.

Für Osterhofen zieht Schießl kurz vor dem Schulhalbjahr eine positive Bilanz. Beide Schulen hatten etwa 300 Schüler und 25 Lehrer. Die katholische Mädchenrealschule zog in das Gebäude der staatlichen Bubenrealschule mit ein. Um den Raumbedarf auszugleichen, gibt es eine Containerlösung, ein Neubau ist geplant. Getrennte Toiletten mussten eingerichtet werden, und im Lehrerzimmer hieß es: zusammenrücken. Der Schulleiter der Mädchenschule ging in Pension, seine Stellvertreterin ist weiterhin in der Schulleitung.

In den unteren Klassen würden die Schüler schon gemischt unterrichtet, berichtete Schießl. In den höheren Jahrgangsstufen seien die bisherigen Klassen weitgehend erhalten worden, vor allem, um lange bestehende Freundschaften nicht auseinanderzureißen. Nicht einmal ein Dutzend Mädchen habe die Fusion nicht mitgemacht und sei an eine andere Mädchenrealschule in einem der umliegenden Orte gewechselt. Von den Jungen sei aufgrund der Zusammenlegung keiner weggegangen.

»Wir haben versucht, das Beste aus beiden Schulen zusammenzuführen«, sagte Schießl. So habe es einen Adventsmarkt und eine Adventsfeier gegeben. Das kirchliche Profil der Mädchenschule gehe also nicht verloren. Bei Eltern und Schülern habe das großen Anklang gefunden. Außerdem seien sich in einer kleinen Stadt wie Osterhofen die Kinder ja nicht alle fremd. »Sie kennen sich von der Bushaltestelle oder aus der Grundschule.« Zudem gebe es seit Jahren ein gemeinsames Schulsanitäter-Projekt.

Aus Sicht des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) ist ein vielfältiges Schulangebot - zum Beispiel kirchliche oder Waldorfschulen - durchaus zu begrüßen, wie Präsidentin Simone Fleischmann sagte. »Wenngleich das immer auch ein Stück weit eine Konkurrenz zu den staatlichen Schulen darstellt.« Welche Vor- oder Nachteile getrenntgeschlechtlicher Unterricht habe, lasse sich schwer sagen. »Da scheiden sich die Geister.« Wichtig sei, dass Eltern für ihr Kind die jeweils passende Schule fänden.

Im Schuljahr 2016/17 gab es im Freistaat rund 4600 allgemeinbildende Schulen, darunter 3600 staatliche, an denen insgesamt etwa 1,7 Millionen Schüler unterrichtet wurden. Rund 80 Prozent der getrenntgeschlechtlichen Schulen stehen in kirchlicher Trägerschaft. 63 Prozent davon sind Realschulen und gut 20 Prozent Gymnasien. dpa/nd

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