Geübtes Zuschauen
»Purple« - Internationales Tanzfestival für junges Publikum startet
Wenn den Tanztagen in den Sophiensælen, einem Podium für den choreografischen Nachwuchs, nun ein Festival für den Nachwuchs an Zuschauern folgt, wirkt das wie eine konzertierte Aktion - obgleich hier eher der Zufall Regie führt. Auch wenn »Purple«, das Internationale Tanzfestival für junges Publikum, erst im zweiten Jahrgang stattfindet, darf es wie bereits 2017 reger Aufmerksamkeit sicher sein. Kindern und Jugendlichen Zugang zum Tanz zu ermöglichen, sie für diese Kunst zu begeistern, das hat sich Initiatorin Canan Erek auf die Fahne geschrieben. Durch vielfältige professionelle Aufführungen soll der Blick junger Zuschauer geschult werden. Dass einige der geladenen Ensembles nach dem Auftritt noch kostenlose Workshops bieten, erhöht den Reiz und setzt die auf der Bühne behandelten Themen im Parkett fort.
An sechs Festivaltagen stehen sieben mehrfach preisgekrönte Produktionen auf dem Programm in den Uferstudios, im Podewil und im Theater Strahl. Adressaten sind Zuschauer im Alter zwischen fünf und achtzehn. An ihren Sehweisen und Problemkreisen orientieren sich die Angebote. So fragt in »And Then ...« die erst seit 2013 bestehende Claire Parsons Co. aus Stockholm, wie es ist, in einer Welt zu leben, in der alles den gleichen Stellenwert besitzt. Das bewirkt ein suggestives Verwirrspiel mit Tanz, Sprache und Gesang. VerTeDance, bereits 2004 in Prag gegründet, erzählt in »Corrections« mit sieben Tänzern und Live-Musik vom Mangel an Freiheit, von Einsamkeit und Entscheidungsmut. Dass scheinbar weniger Freiheit auch Vertrautheit, Hingabe, Glück bedeuten kann, ist die andere Seite. »Corrections« erhielt Preise etwa in Birmingham und Edinburgh.
Das Berliner Duo TanzKomplizen will herausfinden, weshalb »Männer tanzen«. Beweggründe werden erwogen, Fragen nach dem Spaß am Tun gestellt, und das alles mit reichlich Tanz, aber auch im Wortdialog. Einer Kollaboration, die schon im Vorjahr erfolgreich verlief, verdankt sich eine neue Performance. Das Theater Strahl & De Dansers aus Utrecht zeigt »The Basement - don’t touch me« der Choreografin Wies Merkx. Vier Tänzer und zwei Musiker vermitteln über intensive Kontakte, ob schnell und aggressiv oder langsam und leise, wie schwierig und zugleich faszinierend das Miteinander ist. Und wie erschöpfend der Kampf um Nähe und Distanz sein kann. Für die jüngsten Zuschauer halten De Dansers »Pokon« als weitere Produktion bereit: einen Lobgesang auf die Freude am Spiel.
Während die Performing Group aus Köln in »Chalk About« die Verschiedenheit der Menschen feiert, siedelt die Iron Skulls Co. aus Barcelona »Sinestesia« in einer postapokalyptischen Welt an, in der Überlebende nach Geborgenheit und Sicherheit suchen. Hip-Hop, Akrobatik und Tanz helfen da weiter und wollen die Sinne des Publikums spielerisch aktivieren. Kernkompetenz von Iron Skulls ist seit 2005 der Breakdance, so gewann »Sinestesia« 2013 und 2014 fünf Steetdance-Preise in Spanien.
23. bis 28. Januar, Tickettelefon: (0152) 543 850 98, Infos unter: www.purple-tanzfestival.de
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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