Gedenkarbeiter

Personalie

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Donnerstag stellte sich Axel Drecoll im Land Brandenburg schon einmal vor. Zu dem Termin in Potsdam hatte er seine Frau und seine Eltern mitgebracht. Der 43-Jährige soll am 1. Juni neuer Direktor der Stiftung brandenburgischer Gedenkstätten werden und in Personalunion die Leitung der Gedenkstätte Sachsenhausen übernehmen. Sein Vorgänger Günter Morsch tritt einen Tag zuvor in den Ruhestand.

Drecoll stammt aus Erlangen und hat in München Neuere und Neueste Geschichte, Geschichte Südosteuropas und Politische Wissenschaften studiert. In einem seiner Seminare an der Ludwig-Maximilians-Universität befasste er sich mit der Wiedergutmachung für jüdische Opfer des Faschismus. Seine Magisterarbeit widmete er der Verfolgung jüdischer Ärzte in Bayern, seine Promotion der steuerlichen Diskriminierung der Juden im Freistaat.

»Entzogen: Eine Reichsmark, deportiert nach Auschwitz.« Das ist ein Aktenvermerk aus der Auflösung eines Kinderheims, der ihm im Gedächtnis haften geblieben ist. Bewegt hat ihn auch das Schicksal eines jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieg, der besonders darunter litt, dass ihm die Faschisten seinen Orden, das Eiserne Kreuz, raubten, weil er damit seine deutsche Identität verbunden hatte.

Drecoll war an der Durchführung der zweiten Wehrmachtsausstellung beteiligt und betätigte sich im letztendlich gescheiterten NPD-Verbotsverfahren als Gutachter.

Zuletzt leitete er ab 2009 die »Dokumentation Obersalzberg« zu Hitlers Domizil in den Berchtesgadener Alpen. Der Obersalzberg sei ein Täterort, aber da dort über das Leben von Millionen Menschen entschieden wurde, bekommen auch die Opfer des Faschismus ihren Raum. Die »Dokumentation Obersalzberg« zählt pro Jahr 175 000 Besucher, die Gedenkstätte Sachsenhausen dagegen mehr als 700 000. Es sind die großen Fußstapfen seines Vorgängers Morsch, in die er treten müsse, weiß Drecoll. »Ich begegne der Herausforderung mit großem Respekt, denke aber, sie meistern zu können.«

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