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Im fünften Anlauf zum Titel
Spaniens Handballer feiern das Ende des Finalfluchs und werden nach einem 29:23 gegen Schweden erstmals Europameister
Am Tag danach war alles anders. Großer Empfang am Flughafen in Madrid, Einladung beim Ministerpräsidenten, und dazu gehörten dem Handball für ein paar Stunden sogar die Schlagzeilen der fußballverrückten spanischen Sportpresse.
»Wir sind die Könige Europas«, titelte beispielsweise die »Marca« in großen Lettern. »AS« schrieb: »Die Spanier sind über die EM hinweggefegt.« Und selbst die seriöse »El Pais« überschlug sich ob des imponierenden 29:23 (12:14)-Endspielerfolgs gegen Schweden: »Ein Gold, das eine Epoche des spanischen Handballs markiert.«
Auch bei den Spielern herrschte nach dem Ende ihres Finalfluchs die pure Ekstase. Bei einer spontanen Kabinenparty stimmten der überragende Torhüter Arpad Sterbik und Co. immer wieder Campeones-Gesänge an und trommelten mit ihren Medaillen wild auf der Silberteller-Trophäe herum.
»Wir haben viermal im Endspiel gestanden und niemals gewonnen. Nun haben wir das erste EM-Gold für Spanien geholt. Das bedeutet alles für uns«, sagte Abwehrchef Gedeon Guardiola vom deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen und kündigte einen 24-stündigen Partymarathon bis zum Empfang beim spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy in Madrid an.
Die zünftige Sause hatten sich die Spanier redlich verdient. Mit dem ältesten Team (30,5 Jahre im Schnitt) in Kroatien angereist, spielte der Weltmeister von 2013 ein ganz starkes Turnier. Nach verhaltenem Start und Niederlagen gegen Dänemark und Slowenien steigerte sich das Team von Trainer Jordi Ribera mit jedem Spiel und bot am Finalwochenende zwei nahezu perfekte Vorstellungen. »Der Sieg gegen Deutschland zum Abschluss der Hauptrunde war sehr wichtig und hat der Mannschaft viel Selbstvertrauen gegeben«, sagte Guardiola.
Taktisch brillant eingestellt wurde im Halbfinale zunächst Weltmeister Frankreich (27:23) entzaubert, im Endspiel hatte dann Schweden trotz Pausenführung im zweiten Durchgang nicht den Hauch einer Chance. Mit einer extrem flexiblen 5:1-Deckungsformation und dem erst zu den Medaillenspielen nachnominierten Sterbik im Tor raubten sie den Skandinaviern den Nerv.
Für die Spanier gilt es nun, die Form bis zur WM im kommenden Jahr in Deutschland zu konservieren. Dies dürfte angesichts von neun Spielern, die bereits die 30 überschritten haben, kein Selbstläufer werden. Doch Guardiola, einziger Deutschland-Legionär im Team, macht sich keine Sorgen: »Unsere Combo ist unglaublich gut. Wir haben junge Außen und Erfahrung im Rückraum. Das ist perfekt.« Ob er noch Steigerungspotenzial sieht? »Ich glaube ja«, sagte der 33-Jährige und grinste. Es klang ein bisschen wie eine Drohung. Spanien zählt seit Jahren zu den Topnationen. Das Team stand zwischen 2011 und 2016 bei allen großen Turnieren mit Ausnahme von London 2012 mindestens im Halbfinale.
Bei den Schweden regierte nach dem Verpassen ihres fünften EM-Titels, es wäre der erste seit 16 Jahren gewesen, erst einmal der Frust. Am Ende überwogen die positiven Aspekte. »Für unser junges Team war es ein sehr gutes Turnier und ein tolles Erlebnis«, sagte Torhüter Mikael Appelgren von den Löwen, einer von zwölf Deutschland-Legionären im Team: »Ich hoffe, wir können bei unserer Heim-EM in zwei Jahren erneut ins Finale kommen. Und dann gewinnen wir.«
Tatsächlich sind Schwedens Aussichten glänzend. Mit ihrem spektakulären Tempospiel sorgten sie in Kroatien für Furore und erlebten ihre Sternstunde beim Halbfinalerfolg gegen Olympiasieger Dänemark (35:34 n.V.). Mit einem Altersschnitt von 25,8 Jahren und nur einem Spieler im EM-Kader, der schon die 30 überschritten hat, gehört der Mannschaft des ebenfalls erst 36 Jahre alten Trainers Kristjan Andresson zweifellos die Zukunft. SID/nd
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