Abgastests am Endverbraucher

Entrüstung über Stickstoffdioxid-Versuche an Menschen im Auftrag von Autokonzernen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. »Absurd«, »abscheulich«, »widerlich«: Das Bekanntwerden von Abgasversuchen an Menschen und Affen hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Die von Autokonzernen finanzierten Tests seien »ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen«, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. »Die Empörung vieler Menschen ist absolut verständlich.«

Ende der vergangenen Woche hatten zunächst Berichte über Versuche an Affen in den USA mit den Abgasen eines Volkswagens für Wirbel gesorgt. Es sollte bewiesen werden, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Am Sonntagabend wurde nun bekannt, dass die von Autokonzernen gegründete »Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor« auch Tests mit Menschen förderte. In der Studie wurden an 25 Probanden die Auswirkungen von Stickstoffdioxid untersucht, das unter anderem in Dieselabgasen vorkommt.

Das wissenschaftliche Institut der Unikinik der RWTH Aachen, an dem die Tests stattfanden, betonte, die Versuche hätten keinen Bezug zum Dieselskandal gehabt. Die Studie sei lange vorher in Auftrag gegeben worden. Grenzwerte seien eingehalten worden. Die Ethikkommission der Uniklinik habe den Auftrag damals geprüft und genehmigt.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der auch im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzt, nannte die Tests »absurd« und »widerlich«. Es gebe »keine akzeptable Begründung«, derartige Versuche zu Marketingzwecken abzuhalten. VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh forderte kurzfristig personelle Konsequenzen.

Um Konsequenzen aus dem Dieselskandal geht es bei einem Treffen der EU-Kommission mit Regierungsvertretern aus neun Mitgliedstaaten. Agenturen/nd Seite 2

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