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  • Im Kino: »Maze Runner 3«

Neues aus Trumpland

»Maze Runner 3«: belanglos und vulgärlibertär

  • Georg Kammerer
  • Lesedauer: 3 Min.

Das titelgebende »Maze« (Labyrinth) kommt hier, im dritten und letzten Teil der dystopischen »Maze Runner«-Trilogie, nur noch für wenige Minuten in einer Traumsequenz vor: Im ersten Teil hatte die sinistre Pharmafirma WCKD ein paar Jugendliche in einem bedrohlichen Irrgarten um ihr Leben kämpfen lassen, weil das allen Ernstes der einzige wissenschaftlich erfolgversprechende Weg war, mehr über ein gruseliges Todesvirus herauszufinden, das die Menschheit heimgesucht hatte. Im zweiten Teil erfuhren die jungen Männer nach der Flucht aus dem Labyrinth, dass sie im Gegensatz zu ihren Mitmenschen gegen das gruselige Todesvirus immun seien. Im dritten Teil müssen sie nun einen Freund, der als letzter Immuner noch von WCKD gefangen gehalten wird, aus einer festungsartigen Stadt befreien, in der sich die gesellschaftliche Elite vor der Pandemie verschanzt hat.

Die generische Geschichte von ein paar Rebellen, die im postapokalyptischen Ödland eine übermächtige Organisation herausfordern, ist filmisch respektabel in Szene gesetzt. Die hübsch choreografierten Actionsequenzen lassen immer eine klare Topografie im Chaos erkennen, und während stilistischer Ausflüge ins Genre des Survival-Horrors verzichtet Regisseur Wes Ball fast komplett auf Jump Scares, also die in heutigen Horrorfilmen allgegenwärtige Überrumpelungsmasche, das Publikum alle paar Minuten durch ein lautes »Buh!« aufzuschrecken.

Nach dem von visuell beliebigen Schnittgewittern dominierten Snatch-and-Grab-Kino des ganz frühen 21. Jahrhunderts ist es ja schon bemerkenswert, wenn ein Filmemacher simpelstes Genre-Handwerk beherrscht.

Negativ fällt auf, dass in dem recht großen Heldenensemble um den Protagonisten Thomas nur eine einzige junge Frau mitspielen darf. Die zwei weiteren irgendwie relevanten Frauenfiguren, die junge Ärztin Theresa und die WCKD-Chefin Ava Paige, haben sich aus mehr oder weniger hehren Motiven mit dem Bösen eingelassen und müssen nach später Einsicht einen mehr oder weniger spektakulären Opfertod sterben.

Nichts Außergewöhnliches also: ein kurzweiliger, kompetent inszenierter und dabei nicht besonders progressiver Blockbuster. Bei nur leichter Überinterpretation - und was soll man denn mit einem derart belanglosen Film auch sonst tun? - erscheint »Maze Runner - Die Auserwählten in der Todeszone« allerdings als zivilisationsfeindliche, vulgärlibertäre und letztlich faschistoide Ermächtigungsfantasie: »Auserwählt« sind die Protagonisten nicht durch Vorsehung oder Prophezeiung, sondern durch angeborene Immunität, also: überlegenes Erbgut. Antagonisten sind jene, die - aus Profitgier oder Naivität - die Krankheit studieren und ein Heilmittel finden möchten.

So spielt der Plot - ob gewollt oder nicht - dem Narrativ der US-amerikanischen Alt-Right in die Hände, nach dem das Selbstbestimmungsrecht einfacher aufrechter Bürger verteidigt werden müsse gegen eine globale akademische Elite, die sich durch Wissenschaftsglaube und Kollektivismus auszeichnet.

Und wenn schließlich nach einem Bürgerkrieg in der hermetisch abgeriegelten Stadt wirklich alles, was von der Zivilisation noch übrig war, buchstäblich in sich zusammengefallen ist, dürfen die Helden auf einer einsamen Insel ihr selbstbestimmtes Utopia fernab von den Infizierten, also den gefährlichen »anderen« und ebenjener bösartigen Elite gründen. Eine Zukunftsvision, die manchem Trump-Wähler die Tränen in die Augen treiben dürfte.

»Maze Runner 3 - Die Auserwählten in der Todeszone«, USA 2018. Regie: Wes Ball, 142 Min.

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