Was am Lebensende bleibt

Ulrike Henning über relative Zeitvorstellungen in der Pflegedebatte

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Regelmäßig wird Medien wie auch Gewerkschaften vorgeworfen, sie redeten die Pflege schlecht. So schlimm sei das alles nicht oder jedenfalls nicht überall. Zum Glück für diejenigen, die ihren Heimplatz genießen und dort jede Unterstützung bekommen, lässt sich dann nur antworten. Für die anderen sind Mängel, die auch der aktuelle Pflegequalitätsbericht konstatiert, sicher nicht so erquicklich. Einfach mit einem »Das wird schon noch« sollte man keine Hochbetagten abspeisen, auf deren Schmerzen niemand reagiert, deren wunde Stellen nicht bestmöglich versorgt werden oder deren Appetit nicht aufmerksam beobachtet und gegebenenfalls wieder angeregt wird. Vage Zukunftshoffnungen sind auch kein Trost für Angehörige, denen mit ihren Angehörigen nicht mehr viel gemeinsame Zeit bleibt.

Hier geht eine Schere immer weiter auf zwischen menschlichen Bedürfnissen und der langen Zeit, die Institutionen haben. Neue Qualitätsprüfsysteme, wissenschaftlich begründete Personalbemessung, ein runder Tisch zur Pflege, ein auskömmlicher Beitragssatz bei den Pflegekassen bis 2021 vielleicht, sogar 8000 neue Pflegestellen - demnächst, bald, später. Das Leiden am Lebensende findet weiter täglich statt. Es wird immer noch zu selten und zu leise beklagt, den Nutznießern zu wenig in die Parade gefahren.

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