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Immer mehr Berliner mit Wohnberechtigungsschein

Anzahl der WBS-Inhaber im vergangenen Jahr um ein Drittel auf über 46.000 gestiegen / Schein aber kein Schutz vor Wohnungsnot / Berliner Mieterverein: »Es gibt einfach zu wenig Sozialwohnungen«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In Berlin versuchen immer mehr Menschen, mit Hilfe eines Wohnberechtigungsscheins (WBS) eine bezahlbare Wohnung zu ergattern. Im vergangenen Jahr stellten die Bürgerämter 46.144 solche Scheine aus, die Voraussetzung für die Anmietung von Sozial- oder anderweitig subventionierten Wohnungen sind. Im Vergleich zu 2016 stieg die Zahl damit um fast ein Drittel. Seinerzeit erhielten 35.117 Antragsteller mit geringem Einkommen einen WBS, 2015 waren es 28.602. Das geht aus Daten der Stadtentwicklungsverwaltung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Stark steigend ist demnach auch die Zahl der WBS-Inhaber, für die ein besonderer Wohnbedarf besteht. Das ist etwa bei Familien mit Kindern in problematischen Verhältnissen der Fall, bei Schwerbehinderten oder Hartz IV-Empfängern in zu großen Wohnungen. Ihre Zahl erhöhte sich von 10.111 im Jahr 2016 um rund 80 Prozent auf 18 345 im vergangenen Jahr. 2015 galt der besondere Bedarf noch für 6897 WBS-Inhaber.

Die Zahlen sind ein weiteres Indiz dafür, dass die Wohnungsnot in Berlin zunimmt. Um einen - ein Jahr gültigen - WBS für preiswerten Wohnraum beantragen zu können, müssen Wohnungssuchende unter bestimmten Einkommensgrenzen liegen. Sie betragen für einen Ein-Personen-Haushalt 16.800 Euro Jahreseinkommen, für einen Zwei-Personen-Haushalt 25.200 Euro. Für Kinder gelten Zuschläge. Es gibt auch diverse Ausnahmeregelungen. Zudem sind Wohnungsgrößen abhängig von der Haushaltsgröße vorgegeben.

Eine Garantie, tatsächlich auch eine preiswerte Wohnung zu finden, bietet der WBS freilich nicht. »Es gibt einfach zu wenig Sozialwohnungen in der Stadt«, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, Wibke Werner. »Daher ist der WBS, den gemessen am Einkommen 55 Prozent der Berliner beantragen könnten, nur bedingt hilfreich.« Zudem seien die oft starren Vorgaben etwa zum Wohnungszuschnitt ein Problem.

Zwar laufe seit 2014 wieder ein Programm zum Bau von Sozialwohnungen, erklärte Werner weiter. Allerdings könne dieses bisher den Rückgang im Bestand noch nicht kompensieren. Aktuell gibt es dem Mieterverein zufolge noch rund 108.000 Sozialwohnungen in Berlin, vor allem im Westteil der Stadt. Hinzu kommen Wohnungen städtischer Gesellschaften mit sogenannter Belegungsbindung im Ostteil der Stadt. Die Zahl der alten Sozialwohnungen sinkt pro Jahr um 5000 bis 10 000, weil ihre Preisbindung oft nach Jahrzehnten schrittweise ausläuft.

Weil Berlin wächst und viele Menschen in die Stadt ziehen, werden nach Berechnungen von Experten bis 2030 mindestens 194.000 neue Wohnungen gebraucht. Besonders groß ist der Bedarf im unteren und mittleren Preissegment. Nach dem Willen des rot-rot-grünen Senats sollen die städtischen Wohnungsgesellschaften bis 2021 etwa 30 000 Wohnungen neu bauen, darunter auch einen Anteil von Sozialwohnungen. Allerdings hinkt die Zahl der Fertigstellungen - 2017 waren es um die 3000 - diesem Ziel noch hinterher. dpa/nd

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