Wohin bloß mit den Mitarbeitern?
In etlichen Großstädten wird auch der Büroraum knapp
Nach Jahren des Immobilienbooms und des Wirtschaftsaufschwungs finden Unternehmen in deutschen Großstädten nur schwer Büros. »Die Büroknappheit in den Metropolen verschärft sich immer weiter«, warnte Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), im dpa-Gespräch. Das treffe vor allem München, Berlin und Stuttgart. »Sie sind im Zentrum faktisch voll vermietet.« Das hemme die wirtschaftliche Entwicklung der Städte. Steigende Mieten spüren vor allem kleine, weniger finanzkräftige Firmen.
In den sieben wichtigsten deutschen Metropolen standen 2017 nach vorläufigen Zahlen des Immobilienspezialisten JLL 4,8 Prozent aller Büros leer. Die durchschnittliche Leerstandsquote in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart sei so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Im Zuge des Wirtschaftsbooms, der die Erwerbstätigenzahlen hierzulande treibt, brauchen Firmen mehr Büroraum. Und ebenso wie auf dem Wohnungsmarkt zieht es die Menschen in die Städte. »Jeder dritte deutsche Erwerbstätige arbeitet im Büro«, sagte Mattner. »Und 20 Prozent davon sind in Ballungsräumen tätig.«
Den Ansturm auf die Metropolen zeigt auch eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach sind in Berlin mehr als 500 000 Menschen im Büro tätig, ein Plus von 17 Prozent seit 2013. München kommt auf 380 000 (plus 13 Prozent). In Frankfurt/Main, Düsseldorf und Hamburg liege der Zuwachs bei je rund zehn Prozent.
Unternehmen bräuchten im Kampf um Talente attraktive Büros in zentraler Lage, sagte ZIA-Präsident Mattner. »Sind Firmen gezwungen, ins Umland auszuweichen, führt das auch zu einer Zersiedelung und mehr Verkehrsbelastung durch Pendler.«
Der Trend zum flexiblen Arbeiten sorgt zudem dafür, dass Coworking-Anbieter in den Innenstädten expandieren. Gerade in Berlin teilen sich Kreative häufig Büros. Besonders schwierig ist die Lage in der Hauptstadt, etwa in Berlin-Mitte, aber auch in München und Stuttgart. Im Münchner Westend und Schwabing-Nord sowie in der Stuttgarter Innenstadt gebe es »dramatische Engpässe«, schreibt JLL. Das lässt die Spitzenmieten klettern. In Berlin stiegen sie 2017 um elf Prozent. Betroffen sind vor allem kleine Firmen wie Start-ups. »Berlin hat lange davon profitiert, dass Gründer dort billige Büros fanden«, sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. »Das hat sich gedreht.« Große Konzerne hingegen könnten sich steigende Mieten leisten.
Eine schnelle Entspannung erwartet ZIA-Präsident Mattner nicht. In München und Umland etwa fehlten bis 2021 rund 330 000 Quadratmeter Bürofläche. »Gerade junge Menschen wollen in den Städten nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen.« Büros stünden in Konkurrenz zu Wohnungen, Hotels, Handel und Logistikzentren. »In der Politik liegt der Fokus einseitig auf Wohnen«, kritisierte Mattner. Um mehr Büroraum zu schaffen, müssten Flächen verdichtet werden, etwa mit höheren Gebäuden und weniger Bauvorschriften. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.