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Besser, jünger, schneller

Bundestrainer Marco Sturm fordert vor Olympia einen Umbruch im deutschen Eishockey

  • Ruben Stark und Silke Keul
  • Lesedauer: 4 Min.

2014 war das deutsche Eishockey nur Olympiazuschauer. Wie wichtig ist es, wieder dabei zu sein?

Enorm wichtig. Es war ein großer Druck, wir wussten alle, wir müssen es unbedingt schaffen. Es ging ja nicht nur um uns als Mannschaft, es ging um das ganze deutsche Eishockey. Die verpasste Qualifikation 2014 hat doch größere Schäden angerichtet.

Marco Sturm

Am Montag wurde der Vertrag von Marco Sturm als deutscher Nationaltrainer vom Deutschen Eishockey-Bund bis 2022 verlängert. Der 39-Jährige übernahm die Mannschaft im Sommer 2015 und führte sie zweimal ins Viertelfinale bei einer WM und zu den Olympischen Spielen Pyeongchang. Vor den letzten beiden Testspielen sprach er mit Ruben Stark und Silke Keul über den großen Olympiadruck, große Probleme im deutschen Eishockey und wie sie zu lösen wären. SID/nd

Die internationale Konkurrenzfähigkeit ist Diskussionsthema geblieben. Das deutsche Eishockey ist zwar unter Ihnen vorangekommen, aber was muss sich noch verbessern?

Wichtig war, dass Präsident Franz Reindl und sein Team weitermachen. Sie waren für mich ein sehr guter Rückhalt. Die andere Diskussion ist ganz klar der Nachwuchs. Wir haben mit Powerplay 26 ein langfristiges Projekt gestartet, das Zeit braucht. Man merkt langsam, dass sich im unteren Bereich etwas bewegt, aber es dauert. Die kritische Phase ist zwischen 18 und 23, da sind wir nicht auf dem Level, wo wir hin sollten.

Was schwebt Ihnen konkret vor?

Ich will die U23-Spieler mit mehreren Maßnahmen fördern, auch einer U23-Nationalmannschaft. Wir brauchen die jungen Spieler, müssen sie unterstützen und ausbilden. Es ist meine Aufgabe, das zu tun. Es muss mehr gemacht werden, aber da brauchen wir auch die Ligen dazu.

Es geht auch um mehr Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga?

Es ist kein Geheimnis, wenn man mehr Deutsche reinbringen will, müssen Spieler reduziert werden, die nicht in Deutschland geboren sind. Auch die Förderlizenzregel funktioniert nicht. Wir müssen mehr U20-Spieler in der DEL konstant zum Spielen bringen. Dann bekommen wir langfristig mehr Spieler. Wir sind momentan dabei, mit der Liga Lösungen zu finden. Es sollte schnell passieren, andere Nationen haben das schon vor zehn Jahren gemacht.

Verschwindet Eishockey sonst in der Bedeutungslosigkeit?

Wir versuchen, Eishockey besser zu vermarkten. Dazu braucht man die Nationalmannschaft und die Liga. Wenn das schlechter wird, hat man ein großes Problem. Dann kann man nicht überleben, auch im Vergleich zu anderen Sportarten in Deutschland. Basketball und Handball schlafen nicht. Wir müssen sehen, dass wir mehr deutsche Spieler unterstützen, dass wir eine bessere, jüngere, gesündere und schnellere Liga und Nationalmannschaft bekommen.

Erstmals seit 1994 sind keine NHL-Profis bei Olympia vertreten, was alle bedauern. Sie auch?

Ich finde, zu den Olympischen Spielen müssen die Besten der Welt. Leider ist es im Eishockey nicht so. Die NHL-Jungs waren bei uns der Hauptgrund, dass wir es überhaupt geschafft haben. Es ist enttäuschend und bitter, dass sie nicht dabei sind.

Sie haben sehr lange in der NHL gespielt, können die Vorgänge einschätzen. Steckten in erster Linie geschäftliche Interessen dahinter?

Ich glaube, der Hauptgrund waren die Finanzen, das war jedes Mal das Theater - wegen der Versicherungen, falls sich jemand verletzt. Es sind die Topstars, anschließend gehen die Playoffs los und da geht es auch um sehr viel Geld. Man muss die andere Seite verstehen, die Teambesitzer wollen die Jungs auf dem Eis sehen. Aber ich glaube, dass es auch mit Korea zu tun hatte, weil es sehr, sehr weit weg ist. Wären die Spiele in Vancouver, dann wären die NHL-Spieler dabei.

Ohne die großen Stars wie Sidney Crosby oder Alexander Owetschkin gleicht sich das Niveau der Teams etwas an. Sind die Chancen für die deutsche Mannschaft größer?

Fakt ist, dass Schweden und Finnland in unserer Gruppe auch ohne NHL-Stars einfach besser sind. Das ist immer noch ein anderes Level. Fakt ist aber auch, dass wir jede Mannschaft schlagen können. Deswegen denke ich, dass wir anders als in der Vergangenheit in die Spiele gehen.

Ist das Viertelfinale das Ziel?

Wir wollen einen Großen ärgern und auch Norwegen überstehen. Aber Fokus liegt erst mal nur auf Finnland, alles andere wird man sehen.

Auf welche Spieler wird es besonders ankommen?

Wir haben einige erfahrene Spieler mit Ehrhoff, Goc, Seidenberg, Kink und Müller, die wissen, was auf uns zukommt. Sie sind wichtig für mich und müssen die Mannschaft führen. Das ganze Drumherum bei Olympia, da verliert man schnell den Fokus auf das Wesentliche, weil alles toll ist.

Es gibt eine größere Zahl an älteren Spielern im Kader. Steht nach Olympia ein Umbruch bevor?

Ich bin überzeugt, dass der eine oder andere danach nicht mehr zur Verfügung steht. Wenn es nicht jetzt ist, dann in der kommenden Saison. Einer kleiner Umbruch wird kommen.

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