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Stolpersteine nun auch in Michels Heimat
Schüler schoben Projekt in Stromberg (Hunsrück) an
Auch 73 Jahre nach der Zerschlagung der NS-Diktatur geht die Aufarbeitung des Schicksals von Opfern des Regimes in Stadt und Land weiter. So haben Kommunalpolitiker im rheinland-pfälzischen Stromberg (Landkreis Bad Kreuznach) jetzt grünes Licht für ein öffentliches Gedenken gegeben.
Stromberg liegt am Rand des Hunsrücks, die 3200-Einwohner-Stadt bezeichnet sich auf ihrer Internetseite selbst als »Heimat des Deutschen Michels«. Ende 2017 begrüßte der Stadtrat einstimmig die Verlegung von Stolpersteinen auf Bürgersteigen vor Häusern, in denen einst Menschen lebten, die während der Naziherrschaft flüchteten, vom Regime verschleppt und getötet oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die vom Kölner Künstler Gunter Demnig geschaffenen und europaweit in hoher Zahl verlegten Messingtafeln sollen in Stromberg an 24 jüdische Personen erinnern, die einst dort lebten.
Der Impuls für die Stromberger Stolperstein-Initiative geht von einem Projekt der Schülervertretung an der örtlichen Integrierten Gesamtschule aus. Die Schüler befassen sich im Rahmen des bundesweiten Projekts »Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage« intensiv mit den Biografien ehemaliger jüdischer Einwohner. Wie Schülersprecher Vincent Heimel gegenüber »nd« berichtete, haben er und seine Mitschüler aus lokalen, überregionalen und internationalen Archiven akribisch Daten, Dokumente und Fotos der Stromberger NS-Opfer zusammengetragen. »Vieles war Jahrzehnte bekannt, aber niemand hat etwas gemacht«, so seine Beobachtung. Mit den Stolpersteinen werde endlich auch in Stromberg für die Angehörigen ein Ort zum Trauern geschaffen und die Distanz zu den Opferfamilien genommen, so Heimel.
Die geschichtsbewussten Schüler wollen die Ergebnisse ihrer Arbeit in einer Broschüre über die NS-Opfer in der Verbandsgemeinde zusammenfassen. Und sie streben an, dass zeitgleich mit der Verlegung der Stolpersteine noch lebende Zeitzeugen oder Familienangehörige eingeladen werden.
Die Schüler haben auch Kontakt mit in Israel lebenden Nachfahren der früher in Stromberg ansässigen Familie Jungbluth. Die 1926 geborene Lydia Franziska Jungbluth flüchtete 1938 gemeinsam mit ihrer Familie in die Niederlande. 1944 wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ihre Tochter Bilha Cohen, die den Holocaust überlebte, stellte den Schülern wichtige Dokumente ihrer ermordeten Familienangehörigen zur Verfügung.
»Das Engagement der Schüler ist ein Vorbild für viele Gemeinden, in denen es immer noch keine Stolpersteine gibt«, so Christof Pies vom Förderverein Synagoge Laufersweiler. Der pensionierte Lehrer hat sich der Erforschung jüdischen Lebens auf dem Lande verschrieben und mit anderen den Aufbau eines Studien- und Begegnungszentrums für moderne Erinnerungskultur in den Mauern einer ehemaligen Synagoge vorangetrieben. Pies steht den Stromberger Schülern mit Rat und Tat zur Seite. »Aus dem Engagement für ermordete Menschen in der NS-Zeit erwächst auch ein Engagement für die Gegenwart und Zukunft«, sagt er. Auch Bürgermeisterin Klarin Hering unterstützte das Stolperstein-Projekt: »Das ist konkret und geht unter die Haut.«
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