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»Kein normaler Mensch«

Kombinierer Eric Frenzel verteidigt seinen Olympiasieg. Darüber staunt sogar sein Trainer

Deutscher Fahnenträger bei Olympia zu sein, ist offenbar ein gutes Omen. Was eigentlich eine Belohnung für bereits gewonnene Medaillen sein soll, wird immer mehr zur Garantie, dass weitere hinzukommen: 2014 trug Maria Höfl-Riesch die Fahne ins Fischt-Stadion von Sotschi und gewann danach alpines Gold und Silber. Timo Boll durfte zwei Jahre später in Rio ran und holte mit dem Tischtennisteam Bronze. 2018 in Pyeongchang wurde dem Nordischen Kombinierer Erich Frenzel die Ehre zuteil, und auch der Erzgebirger ließ sich davon inspirieren. Am Mittwochabend konnte er seinen Olympiasieg von der kleinen Schanze erfolgreich verteidigen.

2014 in Sotschi war Frenzel als klarer Favorit ins Rennen gegangen, diesmal blickte der fünffache Weltmeister besonders im Skispringen auf eine sehr durchwachsene Saison zurück, in der meist andere die Siege einsammelten. »Ich konnte es auf der Zielgeraden gar nicht fassen, dass es für mich nun doch so aufgeht. Die letzten Wochen waren nicht einfach. Ich hatte Zweifel, aber das Ziel Olympia hat mich immer wieder stark gemacht. Ich bin sehr dankbar«, sagte Frenzel Momente nach seinem erfolgreichen 10-Kilometer-Lauf.

In diesen war er nach einem starken Sprung auf 106,5 Meter als Fünfter gegangen. Der Rückstand von 36 Sekunden auf den Österreicher Franz-Josef Rehrl war schnell aufgeholt, und von da an entwickelte sich ein spannender Fünfkampf mit Rehrls Landsmann Lukas Klapfer, dem Norweger Jarl Riiber und dem japanischen Weltcupführenden Akito Watabe. »Eric ist da, wenn es darauf ankommt. Er hat sofort zu den stärksten Kontrahenten aufgeschlossen und sie dann an den Anstiegen müde gelaufen«, lobte Erfolgstrainer Hermann Weinbuch. »Er ist fast zu viel vorn im Wind gelaufen, aber er war so stark, dass es dennoch gereicht hat.« Ein unwiderstehlicher Antritt am letzten Berg brachte dann die Entscheidung und die Goldmedaille vor Watabe und Klapfer.

Das verstärkte Sprungtraining in den zwei Wochen vor dem Abflug nach Südkorea hat wie gewünscht die Mannschaft nach vorn und damit zurück an die Weltspitze gebracht. »Wir haben hier unsere Bestform erreicht. Das war der Plan, auch wenn wir manchmal den Glauben etwas verloren haben«, so Weinbuch. Jenen Glauben hat das Trainerteam der Mannschaft in Oberstdorf mit einer recht einfachen Methode wieder zurückgegeben: »Reden, reden, reden und versuchen, Spaß zu haben.«

Bei der Entscheidung im Alpensia Park hatten jedoch nicht alle Deutschen Spaß. An einem Tag, an dem selbst ein alpiner Slalom und ein Biathlonrennen mit der Begründung abgesagt wurden, dass kein für alle fairer Wettkampf garantiert werden könne, mussten die Kombinierer dennoch auf die Schanze. Mitfavoriten wie Johannes Rydzek, Fabian Rießle oder die Norweger Jan Schmid und Joergen Graabak wurden vom Rückenwind verweht und konnten so in den Medaillenkampf nie wirklich eingreifen. »Rießle und Rydzek hatten zu schlechte Bedingungen. Da hätte die Jury etwas geduldiger arbeiten können. Die Zeit hätten wir gehabt«, kritisierte Weinbuch einige fragwürdige Entscheidungen und rechnete vor, dass beide Deutsche mit normalen Sprüngen Medaillen gewonnen hätten.

Norwegens Cheftrainer störte das unfaire Springen ganz besonders: »Ich habe der Jury gesagt, dass ihr Windkorridor zu groß war, und sie haben mir in Teilen recht gegeben. So hatten meine besten Athleten keine Chance«, sagte Björn Ingebrigtsen. Sein Schützling Joergen Graabak, der in Sotschi von der Großschanze und im Team gewonnen hatte, zeigte sich zwar enttäuscht ob einer geraubten Gelegenheit, »aber es haben auch keine reinen Glücksspringer gewonnen, sondern Eric Frenzel vor Akito Watabe. Die beiden sind starke Athleten und verdienen die Medaillen.«

In der Tat haben der Sachse und der Japaner gemeinsam mit Johannes Rydzek in den vergangenen vier Jahren die Nordische Kombination bestimmt. Rydzek kämpfte sich immerhin im Laufen noch von Rang elf auf fünf vor. Zu Bronze fehlten dem Rekordweltmeister aus Oberstdorf aber knapp zehn Sekunden.

Der Ruhm gehörte so mal wieder Eric Frenzel. »Es ist unglaublich, wie viel Energie in diesem kleinen Mann steckt«, kam selbst Bundestrainer Weinbuch mal wieder nicht aus dem Staunen heraus. »Im Kopf ist er brutal stark, aber, wie man heute gesehen hat, auch im Körper. Er kann sich komplett fokussieren, ohne dabei wie andere zu verkrampfen. In dem Sinn ist er kein normaler Mensch.«

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