So zart - und zäh
Monika Lennartz 80
Für ragendes Heldentum ist diese sehr filigran geartete Frau nie geschaffen gewesen. Ihrer Kunstausübung stehen die Unauffälligen nahe, die aber plötzlich auffällig werden. Und angriffsspitz, wie man es landläufig und falsch nur aufs Bübische bezieht. Frauen, die ihre Klugheit zu nutzen wissen und mit Spott und Ironie nicht sparen. Aber auch die Entsagenden, die in Steifheit gefesselten Frauen lagen ihr - wobei sie immer zu offenbaren vermochte, woher Bosheit kommt.
An der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg erhielt Monika Lennartz, 1938 in Stettin geboren, das Rüstzeug für ihren Beruf, war dann in Senftenberg engagiert und seit 1962 am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Hielt dieser Bühne mehr als vier Jahrzehnte die Treue. Nahm sich die Jugend des Weiblichen. Mit der Frau Vockerat in Hauptmanns »Einsame Menschen«, der Olga in Tschechows »Drei Schwestern« und gegen Ende der DDR in Volker Brauns »Die Übergangsgesellschaft« - alle drei unter der Regie von Thomas Langhoff - kam die Zeit der Frauen, die am Grenzrain der Sprengkräfte Fassung bewahren. An die Olga bei Volker Braun muss dabei besonders erinnert werden. Monika Lennartz spielte eine Lehrerin: agil und selbstbewusst, aber auch mit dem pädagogischen Eifer der urteilsschnellen Gouvernante. In einer Traumszene, dem Hinübergleiten ins Ersehnte, Unwirkliche, fand diese Gestalt zu einer beflügelnden inneren Freiheit und einer ansteckend heiteren Sinnlichkeit: Ein Mensch, nah seiner Erfüllung, wenn auch nur einer phantasierten.
Die zarte, zähe Monika Lennartz - zu sehen auch in zahlreichen DEFA-Filmen, etwa »Lotte in Weimar« oder »Die Alleinseglerin« - wird an diesem Montag 80 Jahre alt. hds
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