Die Sache mit dem Mausohrstadium
Die Gartenkolumne
Wer um Himmelswillen hat sich diese Namen ausgedacht: Obstbaumspinnmilbe, Schildlaus, Frostspanner, Blutlaus. So winzig diese Tierchen sind, so sehr können sie dem Kleingärtner die Erntefreuden verderben.
Man kann aber wirkungsvoll etwas tun - im Spätwinter durch eine sogenannte Austriebsspritzung. Und - gewusst wie und wo. An den einjährigen Trieben sind die Eier von Frostspanner und Blattlaus zu finden. Die Blutläuse, nur zwei Millimeter groß, überwintern als graubraune Larven im Boden. Ihre ziegelroten Wintereier haben die Obstbaumspinnmilben auf der Sonnenseite der unteren Zweige abgelegt. Unter Rindenschuppen überleben die Weibchen der Spinnmilbe.
Vor der Austriebsspritzung sollten an den Stämmen von Obst- und Ziergehölzen mit einer harten Bürste lose Rinde entfernt werden. Als Spritzmittel dienen meist Präparate auf Paraffinölbasis wie etwa Naturen von Celaflor, Promanal oder Oliocin. Diese enthalten neben Öl einen Emulgator für eine gute Wasserlöslichkeit.
Nun werden Stamm, Äste und Zweige der Pflanze von allen Seiten gründlich, tropfnasseingesprüht. Der Ölfilm verstopft die feinen Atemöffnungen (Tracheen) der bereits geschlüpften Larven und unterbindet den Gasaustausch durch die Eimembran.
Doch Vorsicht: An den Pflanzen überwintern auch Nützlinge, weshalb der Einsatz der Ölprodukte bevorzugt an Pflanzen erfolgen sollte, die bereits im Vorjahr von diesen Schädlingen befallen waren. Also: Vor der Spritzung einige Äste stichprobenartig kontrollieren.
Der Anwendungszeitraum vom Schwellen der Knospen, bei dem sich der erste Blattzipfel aus der Knospe herausschiebt (das sogenannte Mausohrstadium) umfasst je nach Witterung nur wenige Tage bis knapp zwei Wochen. Spritzt man zu früh, sind die Eier noch in der Ruhephase, der Ölfilm macht ihnen nichts aus. Zu spät gespritzt schädigt das Öl die schützende Wachsschicht (Kutikula) der jungen Blätter. Zudem sollte man den Obstbaumstamm, falls noch nicht geschehen, mit einem Weißanstrich versehen.
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