• Sport
  • Bahnrad-Weltmeisterschaften

»Die Fallhöhe steigt immer mehr«

Kristina Vogel könnte bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Apeldoorn zur erfolgreichsten Sprinterin der Geschichte werden

  • Ruben Stark, Apeldoorn
  • Lesedauer: 3 Min.

Kristina Vogel lächelt vor dem möglichen historischen Erfolg den Druck einfach weg - so, wie sie es immer macht. »Wenn ich Jahr für Jahr ein Mal Gold hole, wäre es toll, und das reicht dann ja auch irgendwann«, sagte die Erfurterin in ihrer gewohnt lockeren Art. Vogel hat sich einst ein gewaltiges Ziel gesteckt, sie würde gerne als erfolgreichste Bahnradsprinterin in die WM-Geschichte ihres Sports eingehen. Neun Mal war die 27-Jährige bereits Weltmeisterin, in den kommenden Tagen kann sie die elfmalige Titelträgerin Anna Meares aus Australien überflügeln. Bei den Weltmeisterschaften im niederländischen Apeldoorn braucht es dafür aber von Mittwoch bis Sonntag eine perfekte Ausbeute - drei Mal Gold.

Diese Aussicht ist ein Anreiz für ihre Starts im Teamsprint, Sprint und Keirin, aber nichts, weswegen die zweimalige Olympiasiegerin nervös wird. »Ich könnte, aber ich mache mir da keinen Druck«, sagte Vogel, die sich grundsätzlich drei Medaillen vorgenommen hat: »Ich bin auch keine Maschine.« Denn Vogel weiß, dass es ihr die Gegnerinnen von Jahr zu Jahr schwerer machen. Die ständige Rolle der Gejagten erfordert ein hohes Maß an mentaler Stabilität. Auch in dieser Saison war Vogel eine Klasse für sich, gewann jedes Weltcuprennen, bei dem sie startete. Seit dem WM-Halbfinale 2016 ist Vogel in ihrer Paradedisziplin Sprint unbesiegt. »Die Fallhöhe steigt immer mehr«, stellte Vogel fest.

An ihrer Verfassung soll es aber nicht scheitern, mit der ist sie genau so zufrieden wie mit der Zusammenarbeit mit ihrem neuen Heimtrainer Anner Miedema. Nach dem Weggang ihres langjährigen Coaches Tim Zühlke nach China ist zwar etwas Anpassungszeit nötig, aber »es ging mit Tim auch nicht von Jetzt auf Gleich«, wie Vogel sagte. Ihrer Konkurrenz hat die lebensfrohe Thüringerin so oder so noch einiges voraus: Sie hat ziemlich jede Rennsituation schon erlebt, die man sich vorstellen kann. Zu ihrem unvergessenen Olympiasieg in Rio fuhr Vogel gar ohne Sattel: »Die Geschichte erzähl’ ich immer noch, die hat dem Bahnradsport doch Bekanntheit gebracht.«

Auf dem neu verlegten Holzoval in Apeldoorn setzt Vogel besonders auf ihre »Raffinesse. Ich hoffe, dass ich von meiner taktischen Erfahrung profitieren kann.« Schließlich will sie auch in der eigenen Mannschaft zeigen, »wer die Ältere ist.« Denn hier wächst die Konkurrenz genauso heran. Besonders die 20-jährige Erfurterin Pauline Grabosch drängt nach. Sie soll neben Vogel und deren Dauerpartnerin Miriam Welte aus Kaiserslautern auch schon im Teamsprint zum Zug kommen.

»Pauline hat auch Ambitionen auf Medaillen und sie wird perspektivisch schneller werden Richtung Tokio«, betont Vogel. Sorgen macht sie sich aber auch deswegen nicht. Mit Blick auf Olympia 2020 »entstehen Möglichkeiten, die wir lange nicht hatten«, wie sie vielmehr sagt. Im Moment ist sie ohnehin noch der große Trumpf. »Wenn der Vogel fliegt, ist vielleicht noch mehr drin als 2017«, meint Sportdirektor Patrick Moster. Vor einem Jahr in Hongkong holte Vogel zwei Mal WM-Gold. SID/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.