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Schluss mit Burka!
Andreas Koristka über das noch geheime 100-Tage-Programm des mutmaßlichen Gesundheitsministers
Es ist Angela Merkels großer Coup: Jens Spahn soll in einer möglichen Großen Koalition neuer Gesundheitsminister werden. Der junge Wertebewahrer ist so durch und durch konservativ, dass er den Job beinahe abgelehnt hätte, damit der altgediente Hermann Gröhe an seiner statt im Amt hätte bleiben können. Lange musste Spahn überredet werden. Auch, weil der ausgewiesene Merkel-Kritiker fürchtete, im Gesundheitsministerium mundtot gemacht zu werden. Doch jetzt hat er angekündigt, dass er auch im neuen Job zur Flüchtlingspolitik Stellung beziehen werde. Spahns ambitioniertem 100-Tage-Programm sieht man seinen guten Vorsatz an:
Zunächst möchte der Minister in spe in der eigenen Behörde aufräumen. In einer Sofortmaßnahme sollen alle Burkaträgerinnen unter den Beamten des Gesundheitsministeriums suspendiert werden. Anschließend werden Syrien-Heimkehrer von der höheren Beamtenkarriere ausgeschlossen und in einem dritten Schritt sollen ab Mai alle eine Abmahnung erhalten, die am Aufsagen des Vaterunsers oder alternativ am fehlerfreien Mitsummen aller drei Strophen des Deutschlandlieds scheitern.
Auch die Scharia wird unter Spahn zumindest im Gesundheitswesen keine Rolle mehr spielen. Alle Koranbezüge, die die gesetzlichen Kassen seit der großen Infiltration 2015 übernommen haben, sollen mit einem Schlag wieder für ungültig erklärt werden. Handabschlagen bei Gesundheitskartenverlust, Steinigung bei geschwänzter Krebsvorsorgeuntersuchung - diese drakonischen Strafen der Kassen werden gottlob bald der Vergangenheit angehören.
Der neue Minister im neuen möglichen Kabinett möchte noch einen Schritt weiter gehen. Wenn besagte Vorhaben umgesetzt sind, möchte er nach dem Vorbild der Essener Tafel die ärztliche Versorgung von Ausländern so lange aussetzen, bis Spahn endlich einen Termin für die Kernspintomographie seines rechten Knies bekommen hat. Danach wird man sehen, ob sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Ausländern und seine Patella wieder einrenken.
Sollte es nach dem Willen des Designerkassengestellträgers gehen, sollten schätzungsweise ab Mitte Mai in deutschen Krankenhäusern wieder Asylbewerber behandelt werden, wenn man bundesweit keinen anderen deutschen Patienten mit der gleichen Krankheit ausfindig machen konnte. Jede Behandlung muss selbstredend bei den zuständigen Behörden zunächst beantragt werden. Die dazu notwendigen Formblätter können über die Ministeriumswebseite heruntergeladen werden. Deutschunkundigen wird dafür selbstverständlich ein Dolmetscher gestellt. Die dafür vorgesehenen Formulare werden zeitnah online versteckt.
Es wird aber auch Anreize in Spahns Maßnahmenkatalog geben. Wer alle Vorsorgeleistungen der Kassen in Anspruch nimmt, einmal jährlich zum Zahnarzt geht, einen Body-Mass-Index unter 26 vorweisen kann und seinen Harem auf ein gesundheitsverträgliches Maß reduziert, soll nach Spahns Willen jährlich einen Bonus erhalten, den er für einen Flug in ein sicheres Herkunftsland einlösen kann.
Gänzlich neu soll der geplante Gesundheitsvertrag mit der Türkei ausgehandelt werden. Die Idee: Wer es als Syrer trotz aller Widrigkeiten schafft, einen Termin bei einem deutschen Facharzt zu erhalten, wird zurück an die türkische Küste gebracht. Dafür wird dann ein anderer Syrer aus einem türkischen Sammellager nach Deutschland in die betreffende Praxis eingeflogen. Erdogan hat der Regelung bereits zugestimmt. Er erhält dafür 500 Panzer des Typs Leopard, die er laut Vertrag nur dann einsetzen darf, wenn er damit Grippesymptome und allgemeines Unwohlsein von syrischen Flüchtlingen bekämpft.
Letzter Punkt des Sofortpakets wird die Kontrolle der Pharmalobby. Über deren Gefahr weiß der Gesundheitsminister aus eigener beruflicher Erfahrung nur allzu gut Bescheid. Doch nicht einmal der beste Minister des Abendlandes würde versprechen, die Lobby in 100 Tagen gänzlich salafistenfrei zu bekommen ...
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