Ermordung eines slowakischen Reporters
Internationale Presse
Hospodarske Noviny, Tschechien
Ruf nach einer starken Hand?
Gelingt es nicht, den Mord an Ján Kuciak aufzuklären, wird dies das Misstrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheitsorgane und die Justiz vertiefen. Das wiederum könnte den Ruf nach einer »starken Hand«, die endlich Ordnung schafft, verstärken. Wie eine solche Hand aussehen kann, zeigen die Faschisten um Marian Kotleba im slowakischen Parlament. Dessen Weg zum Regierungssessel könnte sich verkürzen. Premier Fico, der eine hohe Belohnung zur Ergreifung des Täters ausgesetzt hat, scheint sich dieses Risikos bewusst.
Dennik N, Slowakei
Hass auf die Medien
Der Regierungschef rief alle Chefredakteure auf, alles dafür zu tun, den Mord an Jan Kuciak aufzuklären. Doch nicht einmal bei diesem Treffen im Regierungssitz konnte er seinen Hass auf die Medien verbergen. Die letzte Recherche des Ermordeten förderte eine im Land operierende italienische Mafiagruppe zutage. Der Premier selbst hat sich Leute geholt, die mit dieser Mafia zusammengearbeitet haben. Er sollte nicht mehr Regierungschef sein.
Noviny.SK, Slowakei
Premier ist mitverantwortlich
Robert Fico ist mitverantwortlich für eine Atmosphäre, in der versucht wird, Journalisten einfach umzubringen. Wenn der Regierungschef eine ganze Berufsgruppe als »Prostituierte« bezeichnet, gibt er das klare Signal, dass deren Angehörige zum Abschuss freigegeben sind. Die moralische Verantwortung dafür wird der Ministerpräsident nicht wieder los.
Newsweek Polska, Polen
Sie riskieren ihr Leben
Das ist der erste Mord an einem Journalisten in der Slowakei. Im Oktober ist auf Malta Caruana Galizia ermordet worden, die den Regierenden und ihren Partnern in den aserbaidschanischen Gangs auf die Pelle rückte. 1992 starb in Poznań Jarosław Ziętara - wahrscheinlich wurde er von Gangstern ermordet, über die er schreiben wollte. In Russland und der Ukraine vergeht kein Jahr, in dem nicht einige Journalisten sterben. Sie alle haben ihr Leben dafür riskiert, damit wir wissen, wie die Dinge sind.
Pravo, Tschechien
Bedeutung des Journalismus
In der Slowakei musste erst ein junger Journalist bei einem mutmaßlichen Auftragsmord sterben, damit über die Bedeutung des Journalismus in der Gesellschaft gestritten wird. Es ist eine Banalität: Ohne einen freien Medienbetrieb kann keine Demokratie funktionieren.
Lidove Noviny, Tschechien
Wer es wagt, sich anzulegen ...
Weltweit sind im vergangenen Jahr wieder viele Journalisten wegen ihrer Arbeit ermordet worden. Richtig bewusst wird einem das allerdings erst, wenn solch eine Nachricht nicht aus einem Kriegsgebiet kommt, sondern aus der benachbarten Slowakei. Ein Mord an einem Journalisten hat große gesellschaftliche Auswirkungen. Wenn es jemand wagt, sich mit Politikern, Unternehmern oder anderen Mächtigen anzulegen, soll er keine Angst um sein Leben und das seiner Angehörigen haben müssen. In Ländern, wo das nicht der Fall ist, können öffentliche Kontrolle und Demokratie nicht funktionieren.
Dnevnik, Slowakei
Hetze von höchsten Rängen
Die Bedeutung freier Medien wird immer weniger ernst genommen, die Rolle von Journalisten für die Gesellschaft nicht richtig verstanden. Politiker beschimpfen Medienberichte als »Fake News«. Natürlich hat die verbale Abrechnung von Politikern mit der von ihnen ungeliebten »vierten Gewalt« Einfluss auf die allgemeine Haltung gegenüber Medien. Der Weg vom verbalen Mord zum wahren Verbrechen ist besonders kurz, wenn Hetze von den höchsten Rängen kommt. Lässt die Gesellschaft zu, dass Journalisten - tatsächlich oder im übertragenen Sinn - ermordet werden, stehen die Chancen schlecht, diesem Trend etwas entgegenzusetzen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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