Im Osten mangelt es an Schwimmbädern
Debatte bei der Langen Nacht der Politik in Lichtenberg zu fehlenden Angeboten für Wasserfreunde
Badehose, Handtuch und Föhn eingepackt und auf zur nächsten Schwimmhalle. Für Tausende Berlinerinnen und Berliner ist der Besuch eines Schwimmbades Abwechslung vom Alltag, sportliche Betätigung und Riesenspaß für die Kinder. Umso größer ist der Ärger, wenn an der Eingangstür des Bades ein Schild hängt, dass das Bad aus dem ein oder anderen Grund gerade geschlossen ist. Die Informationspolitik in dieser Hinsicht zu verbessern, hatten die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) jüngst zugesagt und eine Bäder-App fürs Smartphone angekündigt.
Unabhängig von kurzfristigen Schließungen ist der Osten Berlins ist nicht mit Schwimmbädern gesegnet. Freibäder sind fast gänzlich Fehlanzeige, wenn man von den Seebädern Orankesee oder Müggelsee absieht. Einige ehemalige Bäder sind stillgelegt, marode und ihre Weiternutzung ist unklar. Annette Siering, Vorstandmitglied der Bäderbetriebe gab auf einer Veranstaltung der LINKEN im Rathaus Lichtenberg zur Langen Nacht der Politik zu, dass in dem Bezirk die vorgegebene Öffnung der Bäder für die Öffentlichkeit von 50 Prozent nicht erreicht werde. Zum einen sei die Wasserfläche in Lichtenberg einfach zu knapp, zum andern habe auch der Vereinssport seine Berechtigung. Durch Vereinsnutzung gesperrte Zeiten und gesperrte Bahnen sorgen bei Schwimmfreunden immer wieder für Unmut.
Bisher sind in Berlin zwei neue Schwimmbäder geplant. Ein Multifunktionsbad in Mariendorf und eins in Pankow. In Mariendorf wurde Ende Februar endlich ein Bebauungsplan aufgestellt. Nach Auskunft von Stadtrat Jörn Oltmann (Grüne) kann ein Baubeginn frühestens in vier Jahren stattfinden, da das Bebauungsplanverfahren zwei Jahre dauere und dann Detailplanung und Ausschreibungen anstehen. Als Bauzeit seien weitere zwei Jahre veranschlagt.
In Pankow steht der Neubau eines Multifunktionsbades derzeit auf der Kippe. Der Bezirk hat zwischenzeitlich Bedarf für eine Grundschule samt Sporthalle und Sportplatz auf dem Gelände angemeldet. Nun müsse geklärt werden, »wie die möglicherweise auf dem Gelände zusammen zu errichtenden Gebäude zueinander in Bezug gebracht werden können, um Nutzungskonflikte zu vermeiden«, erklärte Christian Gaebler, Sportstaatssekretär, vor kurzem in einer Antwort auf eine schriftliche Parlamentsanfrage.
Seit Jahren bemüht sich auch der Förderverein Stadtbad Lichtenberg um eine Reaktivierung des seit Jahren stillgelegten und geschlossenen Bades, das sich im Eigentum der Berliner Immobiliengesellschaft (BIM) befindet. Im Herbst konnte die Initiative zumindest eine Öffnung zum Tag des offenen Denkmals erreichen. Bei der Veranstaltung im Rathaus Lichtenberg vertrat Michael Metze von der Initiative die Auffassung, dass eine Sanierung des auch Hubertusbad genannten Schwimmbades nicht teurer sei, als ein Neubau.
Auch das seit 30 Jahren stillgelegte und mittlerweile von Büschen und Bäumen überwucherte ehemalige BVG-Freibad an der Siegfriedstraße in Hellersdorf wurde thematisiert. Zur Machbarkeit solcher Vorhaben konnte und wollte sich Bädervorstand Siering nicht äußern. Es sei nicht »Aufgabe eines Bäderbetreibers, solche Sanierungen durchzuführen«.
Norman Wolf, Organisator der Diskussionsveranstaltung und Fraktionschef der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg, unterstützt dagegen solche Vorhaben. Er sagt: »Es ist wichtig, Flächen zu sichern, um wohnortnahe Freibäder realisieren zu können.«
Immerhin soll nun das Strandbad Müggelsee in Treptow-Köpenick denkmalgerecht und energetisch saniert werden, so will es das zuständige Bezirksamt. Ende März stellt das Bezirksamt Pläne zum Areal und eine Präsentation der Entwurfsplanung des Planungsbüros der Öffentlichkeit vor. Jahrelang hatte sich auch hier eine Bürgerinitiative um den Erhalt des Bades gekümmert. Letztes Jahr war bereits die Betonkante am Wasser entfernt worden und im Herbst ein ungenutztes Gebäude auf dem Gelände entfernt worden.
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