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  • Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Eintritt für den Schlosspark Sanssouci

Tickets für den Weltkulturerbe-Garten werden ab April 2026 erstmals Pflicht

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 5 Min.
Sanssouci heißt »ohne Sorge«. Unabhängig von Geldsorgen konnten Gäste bisher im Schlosspark flanieren. Das soll geändert werden.
Sanssouci heißt »ohne Sorge«. Unabhängig von Geldsorgen konnten Gäste bisher im Schlosspark flanieren. Das soll geändert werden.

Schon seit 2014 stellt die Stadt Potsdam der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) jährlich eine Million Euro zur Verfügung. Diese verzichtete im Gegenzug auf den lange gehegten Plan, von den Besuchern des berühmten Schlossparks Sanssouci Eintritt zu verlangen. Auch der Besuch aller anderen Parkanlagen der Stiftung ist bislang grundsätzlich kostenfrei. Nur für die Schlösser müssen Tickets erworben werden.

Als SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr am Dienstag die Bilanz der Stiftung für das vergangene Jahr vorstellte und einen Ausblick auf das laufende Jahr gab, informierte er erst zum Ende seiner Ausführungen hin und eher beiläufig: »Die Stadt Potsdam will und kann ab 2026 ihren finanziellen Beitrag nicht mehr leisten.« Deshalb werde die Stiftung für den Park Sanssouci nun doch den Pflichteintritt einführen – und zwar zum Saisonbeginn im April kommenden Jahres. Obwohl der Generaldirektor diese Angelegenheit abhandelte, als sei sie nebensächlich, wusste er doch: »Das Thema wird ja eine gewisse Aufmerksamkeit erregen, insbesondere in der Stadt Potsdam.«

Selbst in der Zeit, als die preußischen Könige und deutschen Kaiser oder in der Weimarer Republik noch ihre Nachfahren in Schloss Sanssouci, im Neuen Palais oder in Schloss Cecilienhof wohnten, durfte das Volk in den Schlossparks promenieren, ohne dafür einen Obolus zu entrichten.

Es wäre das erste Mal in der Geschichte von Sanssouci, dass Eintritt für diesen Park bezahlt werden muss. Darüber diskutiert wird schon lange. Die Stiftung argumentierte in der Vergangenheit vor allem mit ihren Geldsorgen, zuweilen aber auch mit der Hoffnung, durch den Eintritt die Schäden durch Vandalismus einzugrenzen. 2006 führte sie einen freiwilligen Parkeintritt ein. Historisch kostümiertes Personal versuchte ihn an den Zugängen einzunehmen. Es bat um zwei Euro für den Tag oder zwölf Euro für die Dauerkarte. Die Besucher konnten aber dankend ablehnen oder achtlos vorbeilaufen.

Der Pflichteintritt wäre eine neue Qualität. Überraschend kommt er nicht. Es hatte sich schon abgezeichnet. Vogtherr konnte am Dienstag nun aber einige Details bestätigen. So solle die Jahreskarte normal 20 Euro und ermäßigt zwölf Euro kosten, die Tageskarte drei Euro und ermäßigt zwei Euro, was Vogtherr »sozial gestaffelt« nannte. Für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren solle der Eintritt weiterhin frei sein.

Sperren wie Drehkreuze seien nicht vorgesehen. Die Tickets könnten die Besucher online oder an den Schlosskassen erwerben sowie an Automaten, die noch angeschafft und aufgestellt werden müssten. Die Stiftung hoffe, mindestens die eine Million Euro einzuspielen, die bislang von der Stadt Potsdam überwiesen worden sind, erläuterte Vogtherr. Wenn es mehr Geld werde, würde man sich freuen, wenn es weniger wäre, »hätten wir ein Problem«.

Beschlossen ist der Pflichteintritt noch nicht endgültig. Der Stiftungsrat, in dem der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg vertreten sind, muss erst noch seinen Segen geben. Daran haperte es bei früheren Versuchen zuweilen. Mal wollte Berlin nicht zustimmen und mal weigerte sich Brandenburg standhaft. Auffälligerweise wollten insbesondere die Senatoren beziehungsweise Minister der Linken nicht zustimmen, wenn diese Partei in einem der beiden Bundesländer gerade mitregierte.

Auf einen etwaigen Eintritt für andere Schlossparks wie Neuer Garten, Babelsberg und Charlottenburg angesprochen, winkte Christoph Martin Vogtherr am Dienstag ab. Man solle ja nie Nie sagen, gestand er. Doch in seiner Zeit als Generaldirektor werde er das sicher nicht erleben. Was den Park Sanssouci betreffe, werde die Stiftung über Einzelheiten später im Jahr noch einmal gesondert informieren. Mit Blick auf Tariferhöhungen und Preissteigerungen bekannte Vogtherr: »Jahr für Jahr ausgeglichene Haushalte aufzustellen, wird immer schwieriger.« Es sei regelmäßig eine Herausforderung, die eher wachsenden Aufgaben mit dem zur Verfügung stehenden Geld zu erledigen. »Die Finanzsituation wird angespannt bleiben«, erwartet der Generaldirektor.

Vielversprechend sind angelaufene und teils schon abgeschlossene Baumaßnahmen, die den Energieverbrauch und damit die Kosten senken. Das lasse sich in eingesparten Tonnen CO2 sowie in Euro messen, freute sich Vogtherr. So sind auf 875 Quadratmetern Dach des Potsdamer Schirrhofs Solarmodule installiert worden, die nicht nur Strom etwa für Elektrofahrzeuge liefern, sondern auch das Gebäude abdichten. Alte Ställe und eine ehemalige Wagenremise im Potsdamer Neuen Garten, in denen heute Restaurierungswerkstätten untergebracht sind, konnten wärmegedämmt werden.

2024 belief sich der Gesamtetat auf 109 Millionen Euro. Davon schoss der Bund 21,8 Millionen Euro zu. Das Land Berlin gab 12,1 Millionen Euro, das Land Brandenburg 19 Millionen. Die sonstigen Zuwendungen und Spenden beliefen sich auf 36,6 Millionen Euro, wovon 6,1 Millionen Euro auf ein Sonderinvestitionsprogramm entfallen. Diese 6,1 Millionen wären auf die Zuschüsse von Bund, Berlin und Brandenburg aufzurechnen, weil sie es sind, die auch diese Mittel bereitstellten. Ausschließlich aus Spenden finanziert wurde die im Oktober 2024 abgeschlossene, 4,07 Millionen Euro teure Sanierung des Glockenturms der Friedenskirche im Park Sanssouci. Etwas dazu beigesteuert haben unter anderen der Fernsehmoderator Günther Jauch und die 1988 gegründete Stiftung des Zigarrenfabrikanten Hermann Reemtsma.

Mit den bisher schon kassierten Eintrittsgeldern vor allem für die Schlossmuseen nahm die Schlösserstiftung im vergangenen Jahr 9,8 Millionen Euro ein – nach 8,9 Millionen Euro im Vorjahr. Damit ist das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht. Man sei aber auf einem »guten Weg«, beurteilte Vogtherr den Aufschwung.

Hatte die Stiftung 2019 satte 10,2 Millionen Euro Eintritt kassiert, war dieser Posten in den beiden Pandemie-Jahren 2020 und 2021, als die Museen zeitweise geschlossen waren, bis auf 2,8 Millionen Euro abgesunken.

Die Zahl der Besucher stieg im vergangenen Jahr von knapp 1,4 Millionen auf über 1,5 Millionen. Das korrespondiere mit der allgemeinen Erholung im Tourismus, sagte der Generaldirektor. Warum in Berlin und Potsdam mehr Gäste begrüßt werden konnten, während es in Rheinsberg, Oranienburg und Königs Wusterhausen insgesamt etwas weniger waren als 2023, das vermochte Vogtherr nicht zu erklären. Dazu bedürfte es einer Besucherbefragung, die man sich nicht leisten könne, sagte er.

»Das Thema wird ja eine gewisse Aufmerksamkeit erregen, insbesondere in der Stadt Potsdam.«

Christoph Martin Vogtherr Generaldirektor

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