Fischer im Nordosten verärgert
Kritik in Mecklenburg-Vorpommern an geplanter Pacht-Ausschreibung der Landesgewässer
Mecklenburg-Vorpommerns Binnenfischer sehen ihre Existenz durch eine bundesweite Ausschreibung der Pachtverträge für Landesgewässer gefährdet. »Das käme einer Enteignung der Fischereibetriebe gleich«, sagte der Präsident des Binnenfischereiverbandes Ulrich Paetsch am Montag auf der Jahrestagung in Waren. Damit seien sämtliche Investitionen der Fischereihöfe aus den letzten Jahren gefährdet. »Wir können uns nicht gegen gut situierte Bauern oder Unternehmen stellen«, warnte Fischerin Sabine Reimer.
Die Schweriner SPD/CDU-Regierungskoalition hatte den Fischern in Aussicht gestellt, die Pachtverträge wie bisher ohne Ausschreibung um 18 Jahre statt bisher zwölf Jahre zu verlängern. Das wollten die Fischer so schnell wie möglich in Angriff nehmen, um weitere Investitionen abzusichern oder ihre Betriebe zukunftssicher an Nachfolger zu übergeben.
Nach einem Einwand des Landesrechnungshofes komme das Land aber nun wohl nicht um eine Ausschreibung herum, sagte ein Sprecher des Schweriner Agrarministeriums. Dann solle an den Meistbietenden verpachtet werden. Dagegen gab es massiven Protest. Damit würde eine ganze Branche gefährdet, erklärte Paetsch.
Im Nordosten gibt es laut Ministerium knapp 50 Fischereien, in denen etwa 300 Beschäftigte in der Hauptsaison arbeiten. Von landesweit 74 000 Hektar Wasserfläche werden 65 000 Hektar durch Binnenfischer bewirtschaftet. 80 Prozent der Gewässer der Binnenfischer sind in Landesbesitz. Laut Paetsch zahlen die Fischer bisher - je nach Ertragsfähigkeit des Gewässers - zwischen vier und 25 Euro Pacht pro Hektar. Die bestehenden Pachtverträge enden erst 2021. »Wir wollen aber möglichst schnell neue Verträge abschließen«, erklärte er. Diese Pläne verfolgt auch das Agrarministerium, wie der Sprecher erklärte. So sollen die neuen Verträge zum 1. Januar 2019 abgeschlossen werden und bis 2036 laufen.
Eine Stellungnahme des Landesrechnungshofes, die für Ende 2017 angekündigt war, stehe aus. Minister Till Backhaus (SPD) wolle in Kürze ein Gespräch mit dem Landesrechnungshof führen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Burkhard Lenz sicherte den Fischern die Unterstützung seiner Fraktion zu, ähnlich äußerten sich Vertreter von SPD und LINKEN.
Die Binnenfischer haben bisher keine Nachwuchsprobleme, erklärte Paetsch. Jährlich fangen sie rund 500 Tonnen Fisch, der meist regional vermarktet wird. Wegen der starken Zunahme der fischfressenden Kormorane forderten die Fischer aber eine Lösung, um die Bestände wirksam reduzieren zu können. Laut Ministerium wurden 2017 etwa 13 600 Brutpaare gezählt. Das sind mehr als 30 000 Elternvögel, dazu kämen mehr als 40 000 Jungvögel und weitere 20 000 Einzelvögel, kritisierten Fischer. Verband und Forscher wollen am Krakower See dazu ein Projekt starten, um genau zu sehen, wie sich ein Fischbestand in einem See entwickelt, wenn man eine Kormorankolonie entfernt. dpa/nd
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