Streit um blaue Plakette

Künftiger Verkehrsminister gegen fast alle anderen

  • Lesedauer: 2 Min.

München. In der Debatte um Verkehrsverbote für Diesel-Fahrzeuge in besonders belasteten Innenstädten hat das Umweltbundesamt zwei verschiedene Plaketten vorgeschlagen: eine hellblaue für nachgerüstete Euro-5-Diesel und bereits zugelassene Autos der Euro-6-Norm sowie eine dunkelblaue für die neuesten stickoxidarmen Diesel. »Damit hätten die Städte eine Möglichkeit, auf ihre jeweilige lokale Belastung zu reagieren«, sagte Behördenchefin Maria Krautzberger der »Süddeutschen Zeitung«. Die Plaketten würden zur Einfahrt in die Umweltzone berechtigen. »Schon mit der hellblauen Plakette könnten dann viele Kommunen 2020 die Grenzwerte einhalten«, sagte Krautzberger. »Die dunkelblaue würde später eingeführt und wäre insbesondere in hoch belasteten Städten nötig.« Die Fahrzeug-Nachrüstung, die für die Erteilung einer hellblauen Plakette nötig wäre, müsse »natürlich die Autoindustrie« bezahlen.

Die Behördenchefin reagiert mit dem Vorschlag auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig vorige Woche. Die Richter hatten Fahrverbote für zulässig erklärt, um damit die Stickstoffdioxid-Belastung zu vermindern.

Der designierte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach sich grundsätzlich gegen die blaue Plakette aus. Mobilität und Freiheit der Bürger dürften nicht eingeschränkt werden. Zwar müsse auch daran gearbeitet werden, den Schadstoffausstoß zu verringern und die Luft zu verbessern, sagte Scheuer der »Passauer Neuen Presse«. Verbote sollten aber unter allen Umständen verhindert werden.

»Die Bundesregierung muss endlich ihre Blockadehaltung gegen Diesel-Nachrüstungen und blaue Plakette aufgeben«, forderte dagegen der Vizefraktionschef der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer. Ebenfalls für die Einführung einer blauen Plakette ist der Deutsche Städtetag: »Wir brauchen eine bundeseinheitliche Lösung, damit ein Flickenteppich mit ganz unterschiedlichen kommunalen Lösungen vermieden wird«, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Agenturen/nd

Kommentar Seite 4

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -